LAPP
Auf dem Bild sieht man die Photovoltaik Module des gesamten Solarparks Montecristi in der Dominikanischen Republik.

Am 4. Januar 1493 segelte der Entdecker der Neuen Welt, Christoph Kolumbus, an der Nordküste einer Insel entlang, als er einen markanten Berg entdeckte. Er gab ihm den Namen Monte Christy, später bekam er den Namen El Morro de Montecristi. Die kleine Provinz gleichen Namens liegt heute im Nordwesten der Dominikanischen Republik an der Grenze zu Haiti. Die Bewohner leben von Fischfang und Landwirtschaft, wegen der starken Niederschläge wird hier Reis angebaut. Ein weiteres Erzeugnis: Strom. Seit 2018 steht hier der Solarpark Montecristi. Auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern hat der Projektierer F&S solar 215.000 Photovoltaik-Module montiert, die 58 Megawatt leisten. Damit entstand der größte Solarpark der Karibik.

Herausfordernde Umweltgesetze für Bauträger

Erste Gespräche zum Bau gab es bereits 2014, doch es dauerte bis 2017, bis alle Vorarbeiten erledigt waren. Die Dominikanische Republik hat viele Vorschriften, die von unterschiedlichen Personen verschieden ausgelegt werden. So sind für den Netzanschluss viele Genehmigungsschritte notwendig. Auch muss der Generalunternehmer eine Vielzahl von Studien durchführen, das beginnt bei Topographischen über flood-risk, Archeologischen bis hin zu Umweltstudien. Das Ergebnis dieser war z.B. dass Flächen für Ausgleichsmaßnahmen zum Erhalt von schützenswerten Pflanzen vorgehalten und dauerhaft gepflegt werden müssen. Gleichzeitig findet an anderen Stellen auf der Insel ein zerstörerischer Umgang mit der Natur statt, der von Vorschriften unberührt bleibt. „Mit diesen bürokratischen Herausforderungen muss man umgehen und sie akzeptieren können“, so Jens Brücken, technischer Geschäftsführer bei F&S solar service in Euskirchen, der während des Baus für längere Zeit auf der Insel verweilt hat.

Auf dem Bild sieht man einzelne Photovoltaik Modulereihen des Solarparks Montecristi in der Dominikanischen Republik.

In vielen Ländern, wo F&S solar ein PV-Kraftwerk baut, gründet das Unternehmen einen Firmensitz vor Ort – so auch im Fall Montecristi. In dem Büro arbeiten seit 2016 mehrere Personen. Nach der Fertigstellung übergibt F&S solar üblicherweise den Park schlüsselfertig an den Betreiber. F&S solar hält 35 Prozent der Anteile, den Rest hält Blue Elephant Energy in Hamburg, das weltweit in Solarparks investiert und diese betreibt. Das Fremdkapital stammt von europäischen Entwicklungsbanken – der DEG aus Köln, der niederländischen FMO und der belgischen BIO. Die DEG hat den gesamten Projektverlauf nach ökologischen und sozialen Standards der Weltbank geprüft und begleitet. Das gesamte Investitionsvolumen beziffert F&S solar auf 87 Millionen US-Dollar.

Auf dem Bild sieht man die Photovoltaik Module des gesamten Solarparks Montecristi in der Dominikanischen Republik von oben.

Der Zoll schaut genau hin

Ein lokaler Firmensitz erleichtert die Zusammenarbeit mit den Behörden, vor allem mit dem Zoll, was in der Dominikanischen Republik viel Geduld erfordert. Das Land schützt die eigene Wirtschaft mit hohen Importzöllen von über 40 Prozent, gleichzeitig sollen erneuerbare Energien gefördert werden, wofür sich die Zölle auf null reduzieren. Das zieht Trittbrettfahrer an. „Es wird viel Schindluder getrieben. Manche Importeure behaupten, ihre Ware hätte etwas mit erneuerbaren Energien zu tun, und bei näherem Hinsehen stimmt das gar nicht“, so Brücken. Um den reduzierten Zoll nutzen zu können, muss der Importeur deshalb genau nachweisen, dass die Güter tatsächlich zum Beispiel für einen Solarpark gedacht sind. F&S solar erfüllt diese Forderung gegenüber dem Zoll mit „Bilderbüchern“, wie sie intern genannt werden. Das sind Dokumente mit Bildern der Komponenten sowie leicht verständlichen Texten, wo diese Komponenten verbaut werden.

Das Bild zeigt in zwei verschiedenen Ausschnitten den Aufbau eines Strommastes.

Kabel beschriftet und bebildert

LAPP hat für dieses Projekt eine Menge dieser Bilderbücher geliefert, denn die komplette Verkabelung des Solarparks stammt vom Weltmarktführer für integrierte Kabel- und Verbindungssysteme. Konkret: 1060 Kilometer Stringleitungen zum Verbinden der Module, 34 km DC-Hauptleitungen für die Verbindung zu den Wechselrichtern sowie 39 km Lichtwellenleiter für die Datenübertragung. Wahre Schwergewichte sind die Alukabel für den Mittelspannungsteil. Ihr Leiter hat einen Querschnitt von 80 Quadratmillimetern. Auf 115 Kilometer Länge kommen da unzählige Tonnen zusammen, die große Tieflader zur Baustelle fahren. „LAPP in Deutschland hat uns ausgezeichnet unterstützt und zu jeder Kabeltrommel und jedem Päckchen Kabelbinder ein Bild mit Beschreibung in Englisch und Spanisch mitgeliefert“, lobt Brücken. Das erleichterte die Zollformalitäten erheblich – aber leider nicht immer. „Es kam dennoch schon mal vor, dass eine Lieferung acht Wochen im Zoll hing und man nicht genau wusste, was der Grund war.“

Grundsätzlich arbeitet F&S solar wo immer möglich mit lokalen Firmen und einheimischen Arbeitskräften. In Montecristi waren in der Bauphase bis zu 150 einheimische Arbeitskräfte tätig. Heute und für den Rest der Laufzeit sind 15 Mitarbeitende für die Parkpflege tätig, sieben weitere arbeiten im Schichtdienst als Aufsicht im Umspannwerk sowie weiter für die Bewachung der Anlage. Bei der Inbetriebnahme des Mittelspannungsteils, worunter die korrekte Erdung, die Montage der Endverschlüsse sowie die Messungen zu Abnahme zählen, ist viel Know-how nötig. „Das traut sich nicht jeder zu“, so Brücken: „Wir würden uns einen Service wünschen, der alles aus einer Hand anbietet – von der Komponentenlieferung bis zur Inbetriebnahme“. Hierbei kann die Unterstützung der Experten von LAPP gefragt sein. Ein Pilotprojekt für Services bei der Inbetriebnahme und Überprüfung von Anlagen ist derzeit in der Testphase.

Das Bild zeigt in zwei verschiedenen Ausschnitten die Strommasten des Solarparks Montecristi in der Dominikanischen Republik.

Zweite Ausbaustufe in Planung

Auch beim Solarpark Montecristi 2 soll LAPP wieder eng eingebunden werden. F&S solar arbeitet gerade an einem Lastenheft, das beschreibt, wie die Bilderbücher für den Zoll einheitlich aussehen sollten. Die zweite Ausbaustufe ist seit 2018 in der Planung, doch der Baubeginn ist noch nicht erfolgt. Der Grund ist, dass das Netz für weitere 58 Megawatt zu schwach ist, gleichzeitig gibt es im Norden der Insel kaum Industrie und Tourismus, die Energie wird eher im Süden gebraucht. Die Regierung der Dominikanischen Republik plant daher eine Leitung von Nord nach Süd, eventuell ließe sich das Projekt auch in den Süden verlegen. Bis es so weit ist, geht die Arbeit aber nicht aus. Jens Brücken: „Wir haben etliche weitere Projekte in anderen Ländern in der Planung und freuen uns auch dort auf die gute Zusammenarbeit mit LAPP.“

Videobild „F&S – Solarpark Dominikanischen Republik – Größtes Solarkraftwerk der Karibik“

Video: © F&S: Solarpark Dominikanischen Republik – Größtes Solarkraftwerk der Karibik