LAPP

Aber was ist das konkret? Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Virtual und Augmented Reality? Eine kurze Definition und Abgrenzung: Während mit Virtual Reality die reale Welt vollständig ausgeblendet und durch eine synthetisch erzeugte Umgebung ersetzt wird, bleibt die Realität bei Augmented Reality weiterhin erhalten und wird lediglich um virtuelle Elemente ergänzt. Wir sehen das fast täglich im Fernsehen, wenn bei Sportübertragungen eingeblendete Pfeile oder Kreise die strategischen Bewegungen erklären. Oder im Auto, wenn Navigationshinweise auf der Windschutzscheibe erscheinen. Auch künftige Gebäude oder ganze Zimmereinrichtungen lassen sich mit Augmented Reality visualisieren. Oder beim Smartphone-Spiel „Pokémon GO“: Dort können Spieler virtuelle Pokémon in der realen Welt aufspüren.

Lieferant:innen auswahl mithilfe von AR

Diese AR-Technologie schafft viele neue Möglichkeiten. Auch bei LAPP können damit viele Arbeits- und Abstimmungsprozesse erleichtert werden. „Für uns ist Augmented Reality ein wichtiges Hilfsmittel, um vor Ort zu sein, ohne tatsächlich körperlich anwesend sein“, sagt Markus Liller, Leiter Supplier Management bei der U.I. Lapp GmbH. Gerade bei der Auswahl von geeigneten Lieferant:innen wird bei LAPP Augmented Reality immer häufiger genutzt.

Erfahren Sie mehr über das Projekt und die gute Zusammenarbeit von LAPP und unserem Partner OverIT!

Markus Liller spricht im Interview über die Lösung, die Vorteile und mehr:

Markus Liller im Interview

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Der Startschuss für diese digitale Option fiel während der Pandemie: Der Besuch von potentiellen und die Überprüfungen von bestehenden Lieferant:innen war damals kaum mehr möglich, weil Reisen untersagt oder mit immens hohem Aufwand verbunden waren. Das Supplier Management-Team von LAPP konnte damit seinen Job nicht mehr vollends ausüben. Vor-Ort-Begehungen waren schlicht nicht mehr machbar.

Auf Initiative von Einkaufsleiter Peter Halbauer wurde unter der Projektleitung von Markus Liller nach alternativen Technologien gesucht, um wenigstens eine digitale Qualitätssicherung zu ermöglichen. Neuer Partner wurde schließlich der italienische Softwareanbieter „OverIT“ mit seiner cloudbasierten Software „SPACE1“. Mit einer vom Dienstleister geliehenen, vorkonfektionierten Augmented Reality-Brille begannen dann die ersten Versuche, heute hat LAPP mit „OverIT“ einen mehrjährigen Vertrag mit Lizenzen für die ganze Lapp Gruppe weltweit geschlossen und an den vielen Produktions- und Vertriebsstandorten kommen die Augmented Reality-Brillen immer öfter zum Einsatz. „Rein theoretisch könnte zwar auch das Smartphone mit der AR-Software genutzt werden, aber durch die AR-Brille hat jeder seine Hände frei und kann so Instruktionen besser folgen“, so Liller.

Markus Liller, Team Lead Supplier Management bei der U.I. Lapp GmbH

Hunderte Kilometer digital überbrückt

Die Augmented Reality-Brille funktioniert dabei ungefähr so wie ein megastarkes digitales Fernglas, mit dem man über hunderte oder tausende von Kilometern Entfernung auf die genauen Buchtitel eines Wohnzimmerregals sehen kann – von wo auch immer auf der Welt. Dafür braucht man lediglich ein Laptop mit entsprechender Software und eine Person, die sich in diesem weit entfernten Wohnzimmer befindet und die gerade mit der entsprechend konfigurierten AR-Brille auf dem Kopf auf das Bücherregal blickt. Die Person am Laptop kann dem:der AR-Brillenträger:in dann genau sagen oder auch mit digitalen Zeichen am Laptop mitteilen, welches Buch aus dem Regal gezogen oder welche Seite im Buch aufgeschlagen werden soll.

Genauso funktioniert es auch in der Fabrik. Ein:e „Spezialist:in sitzt am Laptop und sieht genau das, was der:die AR-Brillenträger:in gerade sieht. Dabei kann er:sie mit dieser Person sprechen und ihr genau sagen, was gezeigt werden soll. Wenn es sprachliche Barrieren gibt, sind auch Symbole möglich. Den Pfeil oder Kreis auf dem Laptop sieht auch der Brillenträger vor Ort und kann entsprechend handeln.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Sehr hilfreich ist die AR-Technologie im Supplier Management, bei dem es nicht nur um Produktionsstandards, sondern auch um die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz nach dem neuen deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz geht. Das Supplier Management-Team am Firmenstammsitz von LAPP in Deutschland, schickte beispielsweise zur Überprüfung eines potentiellen Lieferanten aus Indien eine vorkonfigurierte Augmented Reality-Brille an den Dienstleister. Letzterer nutzte die Brille dann, um durch sein Werk zu gehen. Um die Einhaltung von Arbeitssicherheitsmaßnahmen auch wirklich beurteilen zu können, wurde der Termin sehr kurzfristig angesetzt. Am „anderen Ende“ saß in Deutschland ein Mitarbeitender aus dem Supplier Management vor seinem Laptop und sah genau das, was der andere mit seiner Brille sah. Er konnte mündlich oder auch über digitale Hinweise genau vorgeben, welche Bereiche in der dortigen Produktion gezeigt werden sollten. Gleichzeitig konnte er die entsprechenden Bilder und Videos abspeichern, um die Prüfung zu dokumentieren. Fazit: Der Kabelhersteller hat das Audit bestanden und konnte als neuer Lieferant bei LAPP aufgenommen werden.

Aber auch in der Produktion kann die AR-Technologie schnelle Hilfe leisten. So musste kürzlich eine große Maschine aus China zur Erweiterung der Produktionskapazität innerhalb kürzester Zeit aufgebaut werden. Da noch Reiseverbot herrschte, unterstützte der chinesische Hersteller den Aufbau, indem alle Schritte über die AR-Brille vor Ort auf sein Laptop übertragen wurde und er die nächsten Aufbau-Schritte mitteilen konnte. Auch bei einem ungeplanten nächtlichen Ausfall einer Maschine half die AR-Technologie. Der Maschinenbediener alarmierte einen Experten, der nicht vor Ort war. Mit Hilfe der AR-Brille konnte der Experte trotzdem einen genauen Blick auf die Maschine werfen und dem Bediener genaue Anleitungen geben, um die Produktion wieder zu starten. Die AR-Software bietet noch zahlreiche weitere Möglichkeiten: Sie kann auch zusätzliche Informationen wie Wartungsanweisungen, Zeichnungen oder Fehlerdiagnosen anzeigen, um den Brillenträger zu unterstützen. Vor allem bei Fehlerbehebungen ist das sehr hilfreich. „In der AR-Technologie steckt noch viel Potential. Wir bei LAPP werden die Nutzung sicher weiter ausbauen“, betont Liller.