LAPP

Der „Product Carbon Footprint“ (PCF, zu Deutsch CO2-Fußabdruck) ist ein Schlüsselbegriff beim Engagement von Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit. Er gibt die Gesamtmenge an Treibhausgas-Emissionen an, die während des Lebenszyklus eines Produkts entsteht. Für viele Stakeholder, allen voran Kund:innen und Geschäftspartner:innen, ist der PCF besonders wichtig, weil sie damit die Klimafreundlichkeit einzelner Produkte bewerten und so nachhaltige Kauf- und Investitionsentscheidungen treffen können. Das ist in vielen Branchen zunehmend entscheidend, weil sie nachhaltige Beschaffung priorisieren, nicht zuletzt zugunsten der eigenen Klimabilanz. Die Herausforderung dabei ist: Der PCF ist aufgrund komplexer Lieferketten, hohem Ressourcenaufwand zur Datensammlung, Datenlücken und mangelhafter Datenqualität aufwändig zu erheben.

LAPP ist Weltmarktführer für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie. Es ist eines der ersten Unternehmen dieser Branche, das Daten über den CO2-Fußabdruck seiner Produkte nach dem Cradle-to-Gate-Ansatz veröffentlicht. Dieser umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Produkts, von der Rohstoffgewinnung bis zum Verlassen des Logistikzentrums. Um Transparenz und Verlässlichkeit der Daten sicherzustellen, werden die Daten durch DEKRA verifiziert. Den Beginn machen Daten zur beliebten Anschluss- und Steuerleitung ÖLFLEX® CLASSIC 110, weitere 40 Produkte der ÖFLEX®-Serie folgen. In Zukunft wird das Unternehmen seine PCF-Analyse zudem auf seine Systemprodukte (SKINTOP®, SKINDICHT®) und Datenkabel (ETHERLINE®, UNITRONIC®) ausweiten.

Wie wird ein PCF berechnet?

Grundlage für die Berechnung des PCF ist die ISO-Norm 14067, die international anerkannte Leitlinien für die Quantifizierung der Treibhausgas-Emissionen eines Produkts vorgibt. Die Emissionen werden in Form von CO2-Äquivalenten (CO2e) angegeben, welche nicht nur CO2 selbst berücksichtigen, sondern auch andere Treibhausgase wie Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O). Als erster Schritt steht eine Lebenszyklusanalyse an. Da LAPP den Cradle-to-Gate-Ansatz verfolgt, umfasst diese Analyse:

Die beliebte ÖLFLEX® CLASSIC 110 machte den Anfang bei der Berechnung des gesamten ÖLFLEX® Portfolios von LAPP.
  • Rohstoffgewinnung: Emissionen durch Abbau, Verarbeitung und Transport von Materialien wie Kupfer für den Leiter und Kunststoff für Isolierung und Mantel
  • Produktion: Emissionen bei der Herstellung der Leitung inklusive dem Ausschuss
  • Transport, Verpackung und Lagerung: Emissionen bei Transport für die Anlieferung der Produkte zwischen Produktionswerk und dem Werkstor des LAPP-Logistikzentrum sowie Lagerung und Verpackung der Produkte

Erhoben werden dabei idealerweise Primärdaten, die direkt aus den produzierenden Unternehmen sowie den beteiligten Zulieferern stammen. Sind Primärdaten nicht verfügbar, kommen stattdessen Sekundärdaten, also Durchschnittswerte aus zuverlässigen Datenbanken, wie ecoinvent, zum Einsatz. In der Praxis ist die Verfügbarkeit von Primärdaten in ausreichender Datenqualität aktuell noch sehr gering, so dass häufig auf generische Daten aus den Datenbanken zurückgegriffen werden muss. Die ISO 14067 schreibt jedoch vor, die verwendeten Datenquellen genau zu dokumentieren und in ihrer Datenqualität zu bewerten. LAPP arbeitet derweil daran, die Genauigkeit der Daten kontinuierlich zu verbessern, indem das Unternehmen den Dialog mit Lieferanten intensiviert.

Grundlage für langfristige Nachhaltigkeitsstrategie

Anna Maier ist Project Manager Product Sustainability bei LAPP und verantwortet das PCF-Projekt bei LAPP. Sie sagt: „Nachhaltigkeit ist Teil der DNA von LAPP. Mit dem Product Carbon Footprint schaffen wir Transparenz für eine wachsende Zahl an Produkten und somit eine wichtige Grundlage für unsere übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie.“ So sollen die Daten nicht nur für LAPP und seine Kund:innen und Partnerunternehmen für eine bessere Informationslage sorgen, sondern auch zu konkreten Maßnahmen führen.

So ist etwa Kupfer für die Litzen der Leitungen für über die Hälfte der Emissionen in der ÖLFLEX®-Serie verantwortlich. LAPP überlegt daher in Zukunft auf Kupferlieferant:innen zu setzen, die einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweisen, zum Beispiel durch den Einsatz von recyceltem Kupfer. LAPP ist zudem Partner des Qualitätssicherungssystems „The Copper Mark“, das für eine verantwortungsvolle Kupferproduktion entlang der ganzen Wertschöpfungskette sorgt.

Mit der Entscheidung, woher das Kupfer für die Kabel und Leitungen bezogen wird, kann viel an ihrem Product Carbon Footprint gedreht werden.

Bio ist die Zukunft, auch bei Verbindungstechnik

Und auch bei den Verbundstoffen für Kabel und Steckverbindungen arbeitet LAPP an biobasierten Lösungen. Sie ersetzen einen gewissen Anteil fossiler Rohstoffe durch nachwachsende Ressourcen wie Algen, Mais oder Agrarabfälle und verbessern so die Umwelt- und Klimabilanz der Produkte erheblich. Dabei achtet LAPP darauf, dass die pflanzenbasierten Rohstoffe, soweit möglich, nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion stehen. Mit der Datenleitung ETHERLINE® FD bioP Cat.5e hat LAPP bereits die erste seriengefertigte Leitung mit biobasiertem Außenmantel auf den Markt gebracht.

Auf der Fachmesse für industrielle Automation SPS 2024 präsentierte LAPP zudem Prototypen für Stecker und Steckverbinder, ebenfalls aus Verbundstoffen mit biobasiertem Anteil gefertigt, die nah an der Marktreife sind. „Damit zeigt LAPP im Segment der Verbindungstechnik neue Möglichkeiten auf“, sagt Anna Maier. „Wir leisten mit unseren Entwicklungen nachhaltiger Verbindungslösungen Pionierarbeit, beteiligen uns an marktübergreifenden Diskussionen und sind dabei stets in engem Austausch mit unseren Kund:innen, damit wir ihre Bedürfnisse nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit, sondern auch Qualität und Zuverlässigkeit im Blick haben.“

Auch Daten aus der Nutzungsphase im Fokus

LAPP belässt es aber nicht beim Cradle-to-Gate-Ansatz für den PCF seiner Produkte, sondern hat damit begonnen, die Kosten und Emissionen auch aus der Nutzungsphase des Kabels zu betrachten, die oft einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtbilanz haben. Auch daraus lassen sich wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung und Produktion von Verbindungslösungen ziehen.

Ein konkretes Beispiel dafür ist die Dimensionierung von Kabelquerschnitten: Größere Leiterquerschnitte bedeuten zwar initial höhere Produktionskosten und einen größeren Materialeinsatz, führen jedoch zu deutlich geringeren Energieverlusten während des Betriebs. Dies senkt nicht nur die laufenden Energiekosten für Kund:innen, sondern reduziert auch die Treibhausgasemissionen erheblich – ein Vorteil, der über die gesamte Nutzungsdauer hinweg überwiegen kann.

Mit dem zunehmend ganzheitlichen Ansatz bei der Erhebung nachhaltigkeitsrelevanter Daten ist LAPP Vorreiter in der Branche. Anna Maier: „Wir möchten die eigenen Auswirkungen auf den Klimawandel analysieren – mit dem Ziel sie zu reduzieren. Wir sind überzeugt, dass diese Weitsicht ein Wettbewerbsvorteil ist und darüber hinaus unsere Kunden und Partner beim Erreichen ihrer Nachhaltigkeits- und Effizienzziele unterstützt.“