
IO-Link spielt eine immer größere Rolle in der industriellen Automatisierung. Was macht den Kommunikationsstandard so attraktiv?
„IO-Link ist ein etablierter Punkt-zu-Punkt-Kommunikationsstandard, der klassische digitale und analoge Signalübertragung in vielen Bereichen zunehmend ersetzt. Im Gegensatz zu einfachen binären Signalen überträgt IO-Link strukturierte Daten – bis zu 32 Byte pro Kommunikationszyklus. Das ermöglicht neben der Erfassung von Prozesswerten auch Diagnosefunktionen, Parametrierung aus der Ferne und einfaches Geräteaustauschen per Plug-and-Play. Funktionsfähig wird dies durch günstige, ungeschirmte Standardleitungen. IO-Link ist damit die optimale Lösung für die Feldebene – also die unterste Ebene der Automatisierungspyramide, in der Signale erfasst und weitergegeben werden.“

LAPP ist Spezialist für Verbindungstechnologie und rundet nun sein Portfolio seit Ende 2024 mit eigenen Remote-I/O-Geräten ab. Wie kam es dazu und welchen Mehrwert bieten diese Geräte?
„Wir decken mit unseren bewährten ETHERLINE® ACCESS Switches und Routern bereits die Steuerungsebene ab. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter: Mit den neuen Remote-I/O-Komponenten UNITRONIC® ACCESS, also den IO-Link-Mastern und -Hubs, bringen wir erstmals aktive Komponenten auf die Feldebene. Damit bieten wir unseren Kunden die komplette Infrastruktur für industrielle Netzwerke: aktive und passive Komponenten aus einer Hand, inklusive durchgängiger Verbindung vom Sensor bis zur Steuerung oder sogar in die Cloud.“
Welche Vorteile bietet das speziell für den Maschinen- und Anlagebau?
„Ganz klar: Dezentralisierung, Flexibilität und Kosteneinsparung. In vielen Anwendungen, etwa in der Intralogistik, ist es ineffizient, jeden Sensor einzeln in den Schaltschrank zu verdrahten. Dank der Schutzarten IP67 und IP69K lassen sich unsere UNITRONIC® ACCESS Module direkt in der Anlage installieren. Das spart Platz, reduziert den Verdrahtungsaufwand erheblich und senkt so die Fehleranfälligkeit. Zugleich ermöglicht IO-Link die einfache Integration digitaler Sensoren und bestehende Standardkabel können problemlos weiterverwendet werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die einfache Plug-and-Play-Inbetriebnahme sowie die automatische Parametrierung beim Austausch eines Sensors. Das senkt nicht nur Installations-, sondern auch Wartungskosten.“
Was unterscheidet die Remote-I/O-Geräte von LAPP von anderen auf dem Markt?
„Der entscheidende Unterschied liegt in der Vielseitigkeit: Unsere UNITRONIC® ACCESS Geräte sind als Multiprotokoll- und Singleprotokoll-Variante erhältlich. Die Multiprotokoll-Geräte unterstützen fünf gängige Industrial-Ethernet-Protokolle (PROFINET, Ethernet/IP, EtherCAT, Modbus TCP, CC-Link IE) sowie vier IoT-Protokolle wie OPC UA, MQTT, REST API und CoAP. Das gewünschte Protokoll können Kunden über einen Drehschalter wählen, ohne zusätzliche Softwarekonfigurationen vorzunehmen. Hinzu kommen robuste Metallgehäuse und ein weiter Temperaturbereich von -40 bis +70°C, die für Zuverlässigkeit unter harschen Bedingungen sorgen. Dieser Qualitätsanspruch zeigt sich bereits in der Fertigung: Als Stuttgarter Familienunternehmen produzieren wir unsere Remote-I/O Geräte in Deutschland, sodass kurze Lieferzeiten und höchste Qualitätsstandards gewährleistet sind.“
In vielen Betrieben laufen die Anlagen bereits seit Jahren. Wie erfolgt die Integration in bestehende Automatisierungslösungen?
„Überraschend einfach: Kunden können ihre vorhandenen M12-Standardleitungen weiterverwenden und bestehende digitale Sensoren schrittweise durch IO-Link-fähige Geräte ersetzen. Die Konfiguration erfolgt über ein intuitives Webinterface und beim Austausch eines Sensors werden dessen Parameter automatisch übernommen – das ist echtes Plug-and-Play. Auch die Anbindung an übergeordnete IT-Systeme oder Clouds gelingt nahtlos, dank der integrierten IoT-Protokolle.“


Was sind typische Anwendungsfelder für die Remote-I/O-Geräte von LAPP?
„UNITRONIC® ACCESS eignet sich überall dort, wo viele Sensoren und Aktoren dezentral erfasst oder angesteuert werden müssen. Die Einsatzgebiete reichen also von der Fördertechnik und dem Maschinenbau bis hin zur Lebensmittel- oder Automobilindustrie. Besonders interessant ist das für OEMs, die international agieren. Dank Multiprotokoll-Support können sie weltweit mit einem einzigen Gerätetyp arbeiten, unabhängig vom eingesetzten Feldbusstandard. Das sorgt für maximale Flexibilität bei der Entwicklung modularer Maschinen und vereinfacht die Integration in heterogenen Anlageumgebungen.“
Und welche Entwicklungen sind bei LAPP in Zukunft noch zu erwarten?
„Unsere Remote-I/O-Geräte sind kein Einzelprojekt, sondern Teil einer umfassenden Strategie. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unser Portfolio auszubauen, beispielsweise mit ergänzenden Diagnose- und Visualisierungslösungen. Wer das live erleben möchte, ist herzlich eingeladen, unser LAPP Exploration Center in Stuttgart zu besuchen. Dort zeigen wir praxisnah, wie sich moderne Verbindungstechnologie heute schon für die Anforderungen von morgen einsetzen lässt.“
Vielen Dank für das Gespräch!