In Südkorea ist Land knapp. Deshalb hat die Regierung in den 1990er Jahre entschieden, das Saemangeum Wattenmeer im Südwesten des Landes einzudeichen. Seit 2006 trennt ein 34 Kilometer langer Damm ein 409 Quadratkilometer großes Areal des ehemaligen Watts vom Meer. Die Flächen sollen für Landwirtschaft und Industrie genutzt werden, auch Wohnungen und Angebote für Touristen sollen bis 2030 hier entstehen. Weil das alles viel Energie verschlingt, fossile Energieträger aber tabu sind, sollen riesige Öko-Kraftwerke grünen Strom erzeugen. Insgesamt werden sie 2,6 GW leisten, wobei Photovoltaik an Land 300 MW beiträgt, Windturbinen steuern 100 MW bei, noch einmal 100 MW erzeugen Brennstoffzellen. Der Löwenanteil von 2,1 GW kommt von Solarzellen, die auf dem Wasser schwimmen, das durch den Damm kaum noch den Gezeiten ausgesetzt ist.
Die Entwicklung des Areals für erneuerbare Energien erfolgt in drei Zonen. Die Bauarbeiten für die Photovoltaikanlagen an Land in Zone 1 haben Ende 2020 begonnen, sie sollen 2022 abgeschlossen sein. Die Kosten dieses Teilprojekts betragen rund 107 Millionen Euro. Das Solarkraftwerk dort wird eine Leistung von 100 MW haben. In Zone 2 haben die Arbeiten ebenfalls bereits begonnen, in Zone 3 steht der Start unmittelbar bevor. Die schwimmenden Module folgen im Lauf der nächsten Jahre. Die Investitionen für die Energieerzeugung werden insgesamt rund 4,8 Milliarden Euro kosten, doch der Aufwand dürfte sich lohnen. Nach der Fertigstellung erzeugen die verschiedenen Anlagen in der Summe 4679 GWh Energie pro Jahr und versorgen etwa 1,7 Millionen Haushalte. Das spart Treibhausgasemissionen von jährlich zwei Millionen Tonnen. Um diese Menge zu kompensieren, müsste man 300 Millionen Kiefern pflanzen.
Bei so einem großen Projekt sind Zulieferer gefragt, die die dafür notwendigen Komponenten in großen Mengen und Stückzahlen in hoher Qualität pünktlich liefern können. Bei den Kabeln fiel die Wahl auf LAPP Korea. Das Unternehmen liefert für Zone 1 rund 1,5 Millionen Meter Solarstromkabel des Typs ÖLFLEX® SOLAR XLWP. Es dient zur Verbindung der Solarmodule untereinander sowie der Modulreihen mit dem Wechselrichter. Im Juli 2021 hat die Lieferung begonnen, bis Oktober wurde die bestellte Menge vollständig zur Baustelle gebracht. Das gleiche gilt für die 1,2 Millionen Meter, die LAPP für die Zone 2 liefert. Diesen Auftrag hatte das Unternehmen kürzlich ebenfalls gewonnen.
ÖLFLEX® SOLAR XLWP ist ideal für das ambitionierte Saemangeum-Projekt. Dieser Kabeltyp hat einen strahlenvernetzten Außenmantel, auch die Isolation der Ader ist strahlenvernetzt. Dadurch ist das Kabel witterungsbeständig, UV-beständig, ozonbeständig und mechanisch sehr robust. Hinzu kommen weitere spezielle Eigenschaften: Die Wasserfestigkeit des Kabels ist wichtig in dem hochwassergefährdeten Gebiet, da es sowohl direkt in die Erde als auch unter Wasser verlegt werden kann. Bei den enormen Längen, die verlegt werden müssen, ist die Metermarkierung zur Längenkontrolle nützlich, ein Farbstreifen schützt vor versehentlicher Verpolung. Üblicherweise werden große Solarparks mit Spannungen von 1000 V betrieben. Die Experten von LAPP konnten den Auftraggeber aber davon überzeugen, dass ein Betrieb bei 1500 V energieeffizienter ist. Doch diese Spannungen erlauben herkömmliche Solarkabel nicht, ÖLFLEX® SOLAR XLWP dagegen schon. Es ist zugelassen für Gleichspannungen bis 1800 V.
Gegründet wurde das Lapp Korea im Jahr 2000 und vertreibt Kabel und Steckverbinder für die Industrie im In- und Ausland. Das Unternehmen hat landesweit fünf Verkaufsbüros mit dem Hauptsitz in Hwaseong, wo sich auch eine Produktionsstätte befindet. Die Fabrik verfügt über eine moderne Anlage zur Strahlenvernetzung, hier werden auch Leitungen für die Bahnindustrie produziert. Im koreanischen Markt will das Unternehmen künftig eine noch größere Rolle spielen, unter anderem mit Kabeln für schwimmende Solarkraftwerke, wie sie in den weiteren Ausbaustufen des Saemangeum-Projekts geplant sind.
Die Chancen, auch diese Aufträge zu gewinnen, stehen gut. LAPP Korea hat sich im Land einen guten Ruf und viele zufriedene Kunden erarbeitet, gerade in der Solarbranche. Ein Vorteil ist, dass das Unternehmen die Solarkabel in Korea produziert und so schneller liefern kann als die Wettbewerber. Zudem sind die Kabel vom deutschen TÜV zertifiziert. Auch international profitiert LAPP von dem Know-how in Korea. Das Werk in Hwaseong stellt weltweit alle Solarkabel der LAPP Gruppe her. Das schlägt sich in günstigen Preisen durch große Mengen nieder und sorgt für stabile Preise ohne Wechselkurschwankungen bei der Lieferung in andere Länder.
Video: © Solarkabel und Photovoltaik-Verkabelungen von LAPP