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Fossile Rohstoffe sind in mehrfacher Hinsicht problematisch: Erstens kommen sie nur in begrenzter Menge auf unserem Planeten vor, sind aber für bestimmte Anwendungen wie etwa pharmazeutische und medizinische Produkte unersetzbar. Zweitens: Weil die Menschheit schon viele der Vorkommen aufgebraucht hat, sind für den Abbau fossiler Rohstoffe zunehmend aufwendige und teilweise umweltschädliche Verfahren wie Fracking erforderlich. Und nicht zuletzt entsteht drittens durch die Verarbeitung und den Verbrauch fossiler Rohstoffe eine beträchtliche Menge an Treibhausgasemissionen, die den Klimawandel stark vorantreiben, oft auch Umweltschäden.
Umwelt- und Klimaschutz wie auch soziale Verantwortung spielen für das Familienunternehmen LAPP, Weltmarktführer für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie, eine zentrale Rolle. Im Rahmen einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie auf Unternehmens- und Produktebene arbeitet LAPP daran, die Verbundstoffe für seine Produkte zunehmend aus nachwachsenden, statt aus fossilen Rohstoffen herzustellen. Nachdem das Stuttgarter Unternehmen bereits eine biobasierte Option für eine Datenleitung aus der ETHERLINE®-Serie anbietet, hat es auf der Fachmesse für industrielle Automation SPS biobasierte Varianten der Steckverbindungsgehäuse des EPIC® H-A 3 und EPIC® H-Q TG vorgestellt – passenderweise in grün.
EPIC® Steckverbindungen – robust, sicher, nachhaltig
Ein Maschinenstillstand ist das Worst-Case-Szenario für Fertigungsbetriebe, denn dadurch entstehen schnell horrende Kosten und eine sinkende Kundenzufriedenheit. Über die Hälfte aller Maschinenstillstände werden durch Probleme bei den Verbindungslösungen verursacht. Steckverbindungen spielen eine zentrale Rolle dabei, dies zu verhindern, indem sie einen sicheren Kontakt zwischen Kabel und Anschluss an Maschinen und Anlagen garantieren. Das EPIC®-Produktportfolio von LAPP ist wegen seiner Robustheit und Zuverlässigkeit bei Anwendern besonders beliebt.
Die EPIC® H-A 3 Steckverbindung ist eine vielseitige Lösung, die in zahlreichen Industrien verwendet wird. Ob im Maschinenbau, in der erneuerbaren Energiebranche, in der Lebensmittelproduktion oder in der Landwirtschaft – das kompakte Gehäuse bietet eine zuverlässige Verbindung selbst bei begrenztem Platzangebot und lässt sich flexibel an verschiedene Anforderungen anpassen. Der EPIC® H-Q TG von LAPP ist speziell für die Stromversorgung von Elektromotoren und Servoantrieben konzipiert. Durch seine robuste und kompakte Bauweise ermöglicht die Steckverbindung eine außergewöhnlich hohe Kontaktdichte. Dies macht sie geeignet für komplexe Systeme, bei denen sowohl Strom- als auch Signalübertragungen präzise und sicher erfolgen müssen – sei es in der industriellen Automatisierung oder bei modernen Antriebssystemen.
Beide Steckverbindungsgehäuse vereinen bereits in der Standardversion Nachhaltigkeit und Sicherheit, da sie frei von rotem Phosphor und Halogen sind und einen hohen Schutz vor Brandeinwirkungen bieten. Die auf der SPS 2024 vorgestellten Varianten zeichnen sich zusätzlich dadurch aus, dass sie aus dem Bio-Kunststoff auf Maisstärke-Basis gefertigt sind und bis zu 36 % weniger gebundenen Kohlenstoff (CO2) im Grundmaterial als herkömmliche Versionen enthalten.
Biobasierte Varianten: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit im Einklang
„Viele Unternehmen sind daran interessiert, ihre Klimabilanz zu verbessern, was sich auch auf ihre Entscheidungen beim Einkauf auswirkt“, sagt Alexander Denk, Vice President Business Unit EPIC®. „Zugleich sind wirtschaftliche und technische Erwägungen nach wie vor wichtig. Daher war uns klar, dass biobasierte Varianten unserer Produkte nicht unverhältnismäßig mehr kosten dürfen. Und sie müssen die gleichen technischen Eigenschaften aufweisen, damit sie genauso zuverlässig in der Anwendung sind.“
Bei der Entwicklung der Verbundstoffe für die Steckverbindungsgehäuse achtete LAPP daher darauf, dass der Bio-Kunststoff das gleiche Schrumpfungsverhalten aufweist wie die fossile Variante. Dadurch können für beide Versionen dieselben Gusswerkzeuge verwendet werden, was die Kosten für LAPP in der Herstellung signifikant senkt. Das wirkt sich auch positiv auf den Verkaufspreis aus. Und auch bei den Aspekten Alterung und UV-Beständigkeit besteht kein Unterschied, wie LAPP durch ausgiebige Tests sichergestellt hat.
Beide Steckverbindungsgehäuse vereinen bereits in der Standardversion Nachhaltigkeit und Sicherheit, da sie frei von rotem Phosphor und Halogen sind und einen hohen Schutz vor Brandeinwirkungen bieten. Die auf der SPS 2024 vorgestellten Varianten zeichnen sich zusätzlich dadurch aus, dass sie aus dem Bio-Kunststoff auf Maisstärke-Basis gefertigt sind und bis zu 36 % weniger gebundenen Kohlenstoff (CO2) im Grundmaterial als herkömmliche Versionen enthalten.
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Herausforderungen: Lokale Produktion und Vergleichbarkeit
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Biobasierte Verbundstoffe mit den gleichen Eigenschaften wie fossile Entsprechungen zu entwickeln, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, für die LAPP jedoch gut gewappnet ist. Alexander Denk erklärt: „Compound-Entwicklung gehört zu unserem Kerngeschäft, da haben wir intern eine exzellente Expertise wie auch hochkompetente externe Partner.“ Notwendige Zertifizierungen, etwa zur Erfüllung elektrischer Eigenschaften stünden in diesem Kontext als nächstes an. „Eine Herausforderung ist aber, dass wir überall auf der ganzen Welt gleichbleibend hohe Qualität bieten wollen“, sagt Alexander Denk. „Bio-Kunststoffe müssen also überall lokal hergestellt werden können, um weite Transportwege zu vermeiden – das ist aber nicht selbstverständlich und wird noch Aufbauarbeit erfordern.“
Eine weitere Herausforderung besteht in der Zertifizierung und Vergleichbarkeit biobasierter Verbindungslösungen. Alexander Denk erklärt: „Hier gibt es zwar bereits relevante Normen, aber die sind doch recht breit auslegbar, was eine Vergleichbarkeit der Aussagen bzgl. Sparpotenzial bei Emissionen etc. schwer macht. ‚30 % weniger CO2‘ kann zum Beispiel momentan je nach Anbieter völlig Unterschiedliches heißen.“ Umso wichtiger finde man es bei LAPP jedoch, die Entwicklung biobasierter Verbindungstechnik voranzutreiben: „Wir wollen hier auch eine Debatte im Markt anregen, damit Normen weiter spezifiziert werden und echte Transparenz für Anwender geschaffen wird.“
Die Zukunft ist biobasiert
Die Vorstellung der beiden biobasierten Steckverbindungsgehäuse im futureLab auf der SPS 2024 ist typisch für LAPP, sagt Alexander Denk: „Wie mit anderen Produkten in der Vergangenheit war es uns wichtig, auch unsere biobasierten EPIC®-Prototypen mit Anwendern zu besprechen, damit unser Angebot dem entspricht, was unsere Kunden brauchen und von uns erwarten.“ Die Rückmeldung sei positiv, so Denk, die Unternehmen seien durchaus bereit, zugunsten des Klima- und Umweltschutz Komponenten aus alternativen Rohstoffen anzuschaffen. „Sie sind ja mittlerweile von Gesellschaft und Gesetzgeber angehalten, ihre Ökobilanz nachweislich zu verbessern, und da sind biobasierte Kunststoffe ein wichtiger Aspekt“, erklärt Denk.
LAPP fühlt sich jedenfalls bestärkt darin, nicht nur die beiden Prototypen zur Marktreife zu entwickeln, sondern das Portfolio biobasierter Varianten seiner Produkte zu erweitern. Dazu zählen bald auch biobasierte Varianten der SKINTOP®-Kabelverschraubungen, bei denen sogar bis zu 90 % biobasierte Materialien verwendet werden können. „Auf absehbare Zeit werden wir nicht auf fossile Rohstoffe verzichten können, aber ich bin mir sicher: Die Zukunft ist biobasiert“, sagt Alexander Denk. „Und ich bin stolz, dass LAPP bei der Entwicklung in diese Richtung ganz vorne mit dabei ist.“
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