
Herr Czypiorski, was sind derzeit die größten Herausforderungen für F&S Solar Service?
An erster Stelle steht die Materialbeschaffung. Photovoltaikmodule, Rohstoffe, elektronische Komponenten – alles ist knapp durch die Probleme in den weltweiten Lieferketten durch Corona, aber auch durch Havarien wie im Suez-Kanal. Da sind uns die Hände gebunden. Das heißt: wir müssen diese Phase aktuell einfach durchstehen, indem wir Projekte verschieben oder anpassen. Damit zusammen hängt, dass die Preise für die Komponenten in den letzten Monaten bis zu 30 Prozent gestiegen sind, während die Preise in den Jahren zuvor nur eine Richtung kannten: nach unten.
Andere Branchen beklagen seit langem den Fachkräftemangel. Ist das auch in der Solarbranche so?
Ja, der Fachkräftemangel hat sich enorm zugespitzt. Während man Hochschulabsolventen für Bürotätigkeiten relativ gut findet, wollen immer weniger manuelle Arbeiten im Service auf PV-Anlagen machen. Wir würden gerne handwerklich ausgebildete Fachkräfte einstellen, aber es gibt einfach fast keine. Das ist unseres Erachtens ein Thema der Schul- und Ausbildungspolitik des Landes und das ist nicht das einzige Versäumnis der Politik im Bereich Erneuerbare Energien.
Welche Versäumnisse meinen Sie noch?
Ein weiteres Problem ist die Bürokratie. Beim Bau von Photovoltaik-Kraftwerken im Freiland fehlen einheitliche Richtlinien; manchmal stellen sich die Behörden auch quer. Wir würden zum Beispiel gerne mehr Photovoltaik an Straßen oder entlang von Bahnlinien aufstellen, was auch die Politik im Allgemeinen befürwortet. Wenn wir das aber hier in Nordrhein-Westfalen beantragen, finden Behörden oft Gründe in Paragraphen dargelegt die den Anlagenbau am Ende verhindern. Wir haben Gespräche mit verantwortlichen Politikern geführt, die diesen wohl an Sachbearbeiter weitergaben: Jetzt geht es langsam vorwärts. Ich mache den bürokratischen Zirkus rund um das Erneuerbare-Energien-Gesetz nun schon seit 20 Jahren mit – es ist schon anstrengend.
F&S solar service GmbH zählt heute zu den weltweit agierenden Solarprojektierern und EPCs. Im Stammsitz in Euskirchen kümmern sich 15 Techniker um die Fernüberwachung der Solarparks und die jährlichen Wartungs- und Inspektionsarbeiten. LAPP ist Partner des Solarexperten und hat bereits einige logistisch herausfordernde Projekte, u.a. in Monte Cristi (Dominikanische Republik) erfolgreich umgesetzt.
Herr Uwe Czypiorski ist seit 2009 Geschäftsführer der F&S solar concept und seit der Gründung der F&S solar service auch Geschäftsführender Gesellschafter. Sein erstes Elektro-Unternehmen gründete er bereits 1991 im Bereich der allgemeinen Elektrotechnik als Handwerksmeister. Hier sammelt er bereits 1998 erste Erfahrungen im Bereich der Photovoltaik. Die Spezifizierung in den Bereich Photovoltaik und Erneuerbare Energien ging dann mit F&S im Jahr 2006 erst richtig los und durch die Projektierung und den Bau von über 1700 Anlagen brachte er die Entwicklung der Firmendeutlich voran.
Wie bewerten Sie das Erneuerbare-Energien-Gesetz insgesamt?
Das war sehr erfolgreich. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir Parität mit fossilen Energieerzeugern erreicht haben. Eine große Freiflächenanlage erzeugt Solarstrom für unter fünf Cent, und dieser Preis wird weiter sinken. Wir bauen heute Anlagen meist ohne EEG-Förderung, das heißt diese Kraftwerke rechnen sich ganz ohne Subventionen. Und die Zeit für die energetische Amortisation, also bis die Anlage die Energie für ihre eigene Herstellung und Installation ausgeglichen hat, liegt bei neuen PV-Kraftwerken nur noch bei drei Jahren. Danach liefert die Anlage 100 Prozent grünen Strom mit null Emissionen – und das mehr als 30 Jahre lang. Die Lebensdauer der Module ist sehr gestiegen; selbst Banken finanzieren heute solche Kraftwerke über 30 Jahre und mehr.

Gibt es in Deutschland genug Flächen für Photovoltaik-Kraftwerke?
Eindeutig: Ja! Von der ehemaligen Mülldeponie über Gewerbeflächen bis zu ehemaligem Ackerland – wir nutzen alle Flächen außer Naturschutzgebieten. Wenn wir eine Fläche in Betracht ziehen, untersuchen wir sie nach verschiedenen Kriterien wie die Festigkeit des Untergrunds oder die mögliche Zweitnutzung. Damit Gras nicht die Module zuwuchert, kooperieren wir zum Beispiel gerne mit Schäfern – Schafe sind ideale Rasenmäher.
Ein Kriterium ist vermutlich auch der Netzanschluss?
Genau. Wir brauchen einen Netzanknüpfungspunkt, der die erforderliche Einspeisekapazität verkraftet. Da sind wir in Deutschland aber in einer guten Situation, das Netz ist fast überall ausreichend ausgebaut.
In allen PV-Kraftwerken von F&S-Solar kommen Kabel von LAPP zum Einsatz. Warum?
LAPP kenne ich schon ewig. Es gab mit den Produkten von LAPP nie Probleme. Dies bestätigen auch meine Leute, die täglich mit Kabeln zu tun haben. Ein wichtiges Kriterium ist die Lieferfähigkeit. In dem Solar-Wasserstoffpark Brainergy in Jülich brauchen wir 210 Kilometer Stringleitungen, 21 Kilometer DC-Hauptleitungen sowie etliche Kilometer Lichtwellenleiter und AC-Mittelspannungskabel. Solche Mengen muss ein Kabelhersteller erstmal haben. LAPP konnte das immer liefern, auch in entlegene Gegenden der Welt, etwa für unseren Solarpark Montecristi in der Dominikanischen Republik. Qualität, Logistik und Preis haben immer gestimmt.
Es freut uns, dass Sie so zufrieden mit LAPP sind. Aber bestimmt gibt es noch Dinge, die wir besser machen können?
Ich würde mir noch eine größere Auswahl an Zubehör wünschen, zum Beispiel Verlegesysteme. Interessant für uns wäre auch, wenn LAPP weitere Services auf der Baustelle übernehmen könnte, zum Beispiel die Qualitätssicherung der Verkabelung. Die Inbetriebnahme-Prozedur der Mittelspannungskabel vergeben wir heute an Drittfirmen. Wenn die Kabel sowieso von LAPP kommen, könnte das LAPP auch gleich mitanbieten.
Vielen Dank, Herr Czypiorski, für das interessante Gespräch.