

Die Anforderungen an die Intralogistik wachsen, und damit auch die Erwartungen an die Verbindungstechnik. „Kunden wollen heute keine einzelnen Leitungen, Steckverbinder oder Komponenten mehr, sondern komplette, funktionierende Lösungen, die sich nahtlos in komplexe Systeme einfügen. Das verändert die Aufgaben von Systemintegratoren wie auch die ihrer Zulieferer“, sagt Dr. Patrick Olivan, Head of Strategic Business and Industry Development beim Weltmarktführer für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie LAPP. „Dafür müssen wir die gesamte Applikation verstehen, statt nur die Komponente.“
Alois Heimler, Industry Manager Intralogistics, ergänzt: „Intralogistiksysteme werden modularer, variantenreicher und globaler. Wer heute wettbewerbsfähig bleiben will, muss schon in der Planung auf flexible Erweiterbarkeit, kurze Installationszeiten und internationale Normen setzen.“ Statt reiner Produktlieferung rückt die Fähigkeit in den Vordergrund, Anwendungen ganzheitlich vom Engineering über die Auswahl der Verbindungstechnologien bis hin zur global koordinierten Lieferung zu betrachten. Das erfordert tiefes Branchenverständnis, ein breites Portfolio und die Bereitschaft, gemeinsam mit dem Kunden maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

Vom Trend zur Applikation
Mit der zunehmenden Komplexität von Intralogistiksystemen verändern sich auch die Anforderungen an deren technische Infrastruktur. Unterschiedliche Maschinentypen, Steuerungen und Sensoren müssen als ein funktionierendes Gesamtsystem wirken. Diese Integration erfolgt oft unter engen Zeitvorgaben und im Rahmen internationaler Projekte. Jedes Bauteil, jede Verbindung und jede Schnittstelle muss exakt passen, damit der Betrieb störungsfrei läuft.
Für LAPP bedeutet das: Nicht allein die Qualität einzelner Leitungen oder Steckverbinder entscheidet, sondern deren Zusammenspiel im konkreten Einsatz – sei es im Shuttle, an der stationären Fördertechnik, oder im fahrerlosen Transportsystem. Bereits in der Planungsphase müssen daher elektrische, mechanische und normative Anforderungen berücksichtigt werden.
Gleichzeitig erwarten Anwender:innen globale Lieferfähigkeit und konstant hohe Qualität. Verbindungstechnik, die in einem Werk in Deutschland zuverlässig funktioniert, muss auch in einer automatisierten Anlage in den USA oder einem Distributionszentrum in Asien dieselbe Leistung bringen. Voraussetzung ist die Beachtung länderspezifischer Normen und Zertifizierungen und gleichzeitig die Variantenvielfalt gering halten.
Acht Schlüsselanwendungen im Überblick
LAPP bündelt seine Expertise im Materialtransport in acht Applikationsfeldern: Dazu gehören Regalbediengeräte und Shuttles ebenso wie drehbare Regalsysteme (sogenannte Karussells), klassische Fördertechnik und Sortieranlagen. Hinzu kommen autonome mobile Roboter (AMR), die notwendige Infrastrukturverkabelung von Halle zu Maschinen sowie Kleinteilelager.
Diese Vielfalt spiegelt die unterschiedlichen Anforderungen an Verbindungstechnologie in der Intralogistik wider und zeigt, wie stark sich die Einsatzszenarien in den vergangenen Jahren verändert haben: So treten Shuttles in geeigneten Anwendungen immer häufiger an die Stelle klassischer Regelbediengeräte. Sie ermöglichen den schnellen Zugriff auf einzelne Lagerplätze, was beim wachsenden Anteil kleinerer Warengrößen wichtiger ist als maximale Höhe oder Tragkraft. Gleichzeitig setzen Betreiber:innen stärker auf mobile Systeme: Autonome Fahrzeuge wie AMR oder AGV (Automated Guided Vehicles, fahrerlose Transportfahrzeuge) bewegen sich frei im Lager und machen den Materialfluss flexibler als fest installierte Förderstrecken.


Auch in Kleinteilelagern verändern sich die Prozesse: Die Vorkommissionierung wird zunehmend in die Lagertechnik integriert, um Wege zu verkürzen und die Durchsatzzeiten zu reduzieren. Für die Verbindungstechnik bedeutet das: Es wird weniger Meterware benötigt, dafür mehr vorkonfektionierte, komplexe Kabelsätze und Schnittstellenlösungen, die exakt auf die jeweilige Applikation zugeschnitten sind.
Im Folgenden zeigen drei dieser Anwendungsfelder, wie LAPP mit technologischer Innovationskraft die Effizienz und Flexibilität moderner Intralogistiksysteme optimiert.
Fördertechnik – Weniger Leitung, mehr Leistung
Förderanlagen bilden das Rückgrat vieler Intralogistiksysteme, und genau hier zeigt sich der Wandel besonders deutlich. Lange Zeit dominierten zentrale Verkabelungskonzepte: Von einem Schaltschrank aus wurden alle Motoren einzeln mit Energie- und Datenleitungen versorgt. Das bedeutete große Mengen an Meterware und einen hohen Installationsaufwand. Heute setzen Betreiber zunehmend auf dezentrale Topologien, bei denen Frequenzumrichter direkt auf den Motoren sitzen und über Daisy-Chain-Verbindungen angebunden sind. LAPP entwickelt für diese Anwendungen passende Leitungssysteme und vorkonfektionierte Verbindungslösungen, die den Aufbau solcher dezentralen Strukturen ermöglichen. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Patchcords und Switches aus der ETHERLINE®-Serie, Cordsets aus der ETHERLINE®- und UNITRONIC®-Serie sowie Remote-IO-Geräte wie den UNITRONIC® ACCESS PN08IOLA08DIO. Damit sinkt der Kabelbedarf um bis zu 90 Prozent und auch die Installationszeiten werden spürbar kürzer.
Für mehr Effizienz sorgen zudem One-Cable-Solutions, die Energie- und Datenübertragung in einer Verbindung vereinen. LAPP entwickelt dafür vorkonfektionierte Anschlussleitungen, die Steckverbinder, Kabelverschraubung und Leitung kombinieren. So sinkt nicht nur der Materialeinsatz, auch Planung und Wartung werden erheblich erleichtert. Wie groß der Effizienzgewinn sein kann, zeigt ein Projekt mit einem führenden Anbieter von Materialflusssystemen. Dabei ging es eingangs um die Reduktion von Kosten. Statt nur einzelne Komponenten zu optimieren, konzipierte LAPP die komplette Motoranschlussleitung neu, aus dem eigenen Portfolio. Durch die Neugestaltung des Designs sank die Anzahl der Bauteile, die Installation wurde einfacher und die Gesamtkosten reduzierten sich um rund 50 Prozent.
Aktuell arbeitet LAPP gemeinsam mit Partnern an einer weiteren Innovation: einem DC-Microgrid für Antriebe in der Fördertechnik. Die Verbindung mit einem Flachkabel wird werkzeuglos über eine sogenannte Piercing-Technologie hergestellt. Diese Lösung verkürzt Montagezeiten erheblich, reduziert Fehlerquellen bei der Installation und senkt die Betriebskosten über den gesamten Lebenszyklus einer Förderanlage.
AMR und modulare Shuttles – Dynamik trifft Vielfalt
Autonome mobile Roboter (AMR) und modulare Shuttle-Systeme prägen die nächste Generation der Intralogistik. Sie bieten maximale Flexibilität, stellen aber auch extreme Anforderungen an die Verbindungstechnik: minimaler Bauraum, hohe Variantenvielfalt und fehlende Standards erhöhen die Komplexität.
In einem internationalen Projekt mit einem Betreiber hochautomatisierter Warenlager zeigte sich, wie diese Herausforderungen gelöst werden können. Die dort eingesetzten Transportroboter gehören zu den kompaktesten Systemen am Markt und ließen für Leitungen und Steckverbinder nur wenige Millimeter Platz. Standardlösungen stoßen hier schnell an ihre Grenzen. Gemeinsam mit den Ingenieurteams des Kunden entwickelte LAPP maßgeschneiderte Steckverbinder und optimierte Kabelbäume, die exakt in den vorhandenen Bauraum passen.
Für die jüngste Generation dieser Roboter konnte so die Anzahl der Konstruktionszeichnungen von 350 auf 50 Varianten reduziert und damit das Engineering entlastet werden. Hinzu kommen die kurzen Innovationszyklen, in denen neue Robotergenerationen in engem Rhythmus entstehen. LAPP unterstützt diesen Prozess durch kontinuierliche Überarbeitungen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten, schnelle Prototypenentwicklung und die globale Koordination von Engineering und Lieferung. Das macht Verbindungstechnologien von LAPP zu einem entscheidenden Enabler für die Skalierbarkeit und Zuverlässigkeit moderner AMR und Shuttles.
Komponenten – passgenau für jede Anwendung
Ob Regalbediengerät, Förderstrecke oder mobiler Roboter: Jedes Intralogistiksystems setzt sich aus einer Vielzahl einzelner Komponenten zusammen. Neben großen Applikationen entscheidet sich die Leistungsfähigkeit also im Detail, bei Motoren, Sensoren, Kameras und Steuerungen. Dafür braucht es robuste, standardisierte und gleichzeitig flexible Verbindungslösungen.
Als Weltmarktführer für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie hat LAPP sein Sortiment industrietauglicher Patchcords ausgebaut. Diese vorkonfektionierten Leitungen sind sofort einsetzbar, verkürzen die Installationszeit und vereinfachen die Wartung. Gleichzeitig wurden in den vergangenen zwei Jahren bis zu 1.200 neue Steckverbinder in den Markt eingeführt, darunter robuste Rechtecksteckverbinder und leistungsfähige Rundsteckverbinder der Marke EPIC®. Durch die jüngste Akquisition eines internationalen Herstellers industrieller Steckverbinder kann LAPP weltweit Lösungen bereitstellen, die speziell auf die Anforderungen der Intralogistik zugeschnitten sind.
Um diese Entwicklungen mit der nötigen Geschwindigkeit voranzutreiben, hat LAPP den Bereich Engineering restrukturiert und ausgebaut. Das Ergebnis sind innovative Entwicklungen wie die überarbeitete HQ-Serie, die Erweiterung des Portfolios im Bereich S/A Cordsets und der neu gestaltete Steckverbinder EPIC® M23, der mehrfach patentiert ist. Den nächsten Schritt markiert der neue EPIC® M12 Push-Pull, der auf der diesjährigen SPS Messe in Nürnberg vorgestellt wird und für schnelle, sichere Verbindungen mit spürbarem Mehrwert steht.

Mit Anwendungswissen zum Wettbewerbsvorteil
LAPP hat die Entwicklung in der Intralogistik von isolierten Komponenten zu integrierten Lösungen früh erkannt und sein Angebot entsprechend ausgebaut. Heute erhalten Kund:innen weltweit alles aus einer Hand, speziell auf die Branche zugeschnitten: von robusten, flexiblen Verbindungskomponenten über maßgeschneiderte Sonderfertigungen für enge Bauräume bis hin zu vorkonfektionierte Steckverbindungen mit platzsparenden Designs. Damit ist LAPP einer der wenigen Systemanbieter, der Kabel, Patchcords, Steckverbinder und Zubehör mit einem ganzheitlichen Portfolio abdeckt. In der Praxis bedeutet dies eine hohe Wertschöpfungstiefe, weniger externe Schnittstellen und signifikante Kostenvorteile durch Synergieeffekte.
„Wir verstehen die Applikation und liefern die Lösung“, fasst Dr. Patrick Olivan zusammen. „Unser Anspruch ist es, Komplexität zu reduzieren und unseren Kunden die Inbetriebnahme so einfach wie möglich zu machen.“ Alois Heimler betont den langfristigen Ansatz: „Intralogistik ist für uns ein Markt, in dem neben Standardangeboten auch individuelle Anforderungen im Vordergrund stehen. Wir investieren daher gezielt in Anwendungswissen, um in Zukunft weiterhin Lösungen zu entwickeln, die technische Exzellenz mit wirtschaftlicher Effizienz verbinden.“
Diese Kombination aus Branchenverständnis, technologischem Expertenwissen und internationaler Präsenz macht LAPP zu einem Partner, der Lösungen aktiv mitgestaltet und die Intralogistik auf ihrem Weg zu mehr Effizienz, Flexibilität und Zukunftssicherheit begleitet.