LAPP kann nicht die Zukunft vorhersagen. Zumindest nicht im Allgemeinen. Die von Datenkabeln aber sehr wohl. Predictive Maintenance heißt der Schlüssel dafür – also vorausschauende Wartung. Sie ist eine der großen Hoffnungen in der Industrie 4.0. Mittels Datenanalyse sollen Defekte erkannt werden, bevor sie passieren – und damit teure Ausfälle vermieden werden. Bei Ethernetleitungen erforderten bisherige Lösungen von Mitbewerbern immer eine Änderung an der Leitung. Nicht so beim neuen Ansatz von LAPP, bei dem aus der nachlassenden Übertragungsfähigkeit einer Leitung auf deren Alterung und einen möglichen Ausfall geschlossen werden kann. Die Predictive Maintenance Box kann einfach an die Ethernetleitung gesteckt werden.
Demnächst geht LAPP mit drei Kunden aus den Branchen Medizintechnik, Automotive und Intralogistik in die Pilotphase. Dieser Durchbruch im Bereich vorausschauende Wartung ist nicht nur ein Beispiel für die Innovationskraft von LAPP. Sondern auch für einen ganz neuen Innovationsprozess, den das Unternehmen Anfang 2019 für komplexe Projekte mit ungewissem Ausgang eingeführt hat – den Innovation for Future-Prozess. Er soll den gewohnten Stage-Gate-Prozess nicht generell ablösen. Für inkrementelle Innovationen, etwa für einen neuen Kabeltyp auf Basis eines Vorgängerprodukts, ist der Stage-Gate-Prozess nach wie vor die Methode der Wahl. Aber im Fall von disruptiven Lösungen und Services außerhalb des Kerngeschäfts kann nur der Innovation for Future-Prozess zum Erfolg führen.
Innovativ ans Thema Innovation herangehen
Die Entwicklung der Lösung für vorausschauende Wartung läutete diesen Wandel in der Herangehensweise an Innovationsthemen ein. Denn aufgrund der technischen Komplexität des Themas legten die Entwickler ihren Fokus zunächst ausschließlich auf die Technik. „Lange hat sich niemand gefragt, welche Kunden das brauchen und wieviel sie dafür zu bezahlen bereit sind“, erklärt Guido Ege, der Leiter für Produktmanagement und -entwicklung bei LAPP.
Im klassischen Stage-Gate-Prozess, bei dem das Management in definierten Intervallen Ja oder Nein zur Fortführung eines Projekts sagt, wäre ohne einen Kunden an der Hand schnell Schluss gewesen. Dass das Projekt trotzdem der richtige Weg war, zeigten die Reaktionen auf der Hannover Messe 2019 und der Messe SPS – das Interesse der Kunden war riesig. „Nun wollen wir mit den Pilotkunden diese Lösung weiterentwickeln“, sagt Susanne Krichel, Business Development IoT bei LAPP. Das Beispiel unterstreicht, dass auch das Thema Innovation überdacht werden und innovativ angegangen werden will.
Der ökonomische Wandel, der geprägt ist durch die rasante Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und eine Unsicherheit über die Zukunft, erfordert auch eine Veränderung des Innovationsmanagements. LAPP hat mit Innovation for Future Raum geschaffen für Innovationen, die früher undenkbar gewesen wären. „Für den neuen Prozess haben wir drei Voraussetzungen definiert, die parallel zu erfüllen sind“, erklärt Vorstand für Innovation und Technik Georg Stawowy. Das Innovationsteam muss eine technische Lösung entwickeln, die Schlüsselfaktoren des Geschäftsmodells herausarbeiten und mit mindestens einem potenziellen Kunden sprechen. Besonders Letzteres ist Voraussetzung, dass nicht am Kunden vorbei entwickelt wird.