LAPP
Das Bild zeigt das Portrait von Dr. Susanne Krichel, Leiterin Innovation and Advanced Technology bei LAPP.
Dr. Susanne Krichel, Leiterin Innovation and Advanced Technology bei LAPP

Wie wird und bleibt ein Industrieunternehmen innovativ? Und wie findet man die nächste Produkt- und Serviceinnovation, um Kunden einen Mehrwert zu bieten? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten – ein ganzer Wissenschaftszweig, das sogenannten TIM (Technologie- und Innovationsmanagement) – beschäftigt sich damit. Kreative und kompetente Mitarbeiter:innen sind sicher ein Pluspunkt, auch ausreichende Ressourcen an Zeit und Geld fördern die erfolgreiche Umsetzung von Ideen, die in neue Produkte münden. Doch „neu“ allein reicht nicht – innovativ ist nur, wer auch Erfolg am Markt hat und den Kundenwunsch trifft. Manchmal wissen Kunden noch gar nicht, was sie wirklich brauchen. Das führt zur nächsten Frage: Woher weiß man heute, welche Produkte und Dienstleistungen morgen erfolgreich sein werden? Mit Kaffeesatzlesen kommt man hier nicht weiter, es braucht dafür Maßnahmen, um einzuschätzen, welche Technologien sich wie entwickeln und welchen Bedarf die Kunden wohl haben werden.

Trendscouting mit Augenmaß

LAPP hat über Jahre einen pragmatischen, aber doch umfassenden Technology-Foresighting-Prozess namens Tech Radar etabliert, um diese Fragen zu beantworten. Diesem Prozess und den dazugehörenden Formaten zur Ideengenerierung ist es zu verdanken, dass das Unternehmen heute Weltmarktführer für integrierte Kabel- und Verbindungslösungen ist und mit qualitativ hochwertigen und technisch innovativen Produkten, ganzheitlichen Lösungen und Services punktet. „Mit dem Tech Radar sind wir in unserer Branche für unsere Unternehmensgröße sehr gut aufgestellt“, sagt Dr. Susanne Krichel, Leiterin Innovation and Advanced Technology. „Unser Tech Radar und die dazugehörenden unterstützenden Formate wie Tech Councils sind ein wichtiges Werkzeug für LAPP, um potenziell relevante Technologiefelder und Trends für unsere Märkte, Applikationen und Produkte zu identifizieren. Regelmäßig tauschen wir uns mit Marktbegleitern aus und bekommen so weitere Impulse.“

Einmal im Jahr im Frühjahr treffen sich rund 20 F&E-Verantwortliche aus allen drei Regionen. Dann rekapitulieren sie die technologischen Aktivitäten der vergangenen zwölf Monate, diskutieren Impulse aus neuen Trends, wie z.B. die Biologisierung der Industrie oder Supraleitung, und besprechen die Technologieschwerpunkte fürs nächste Jahr. Dabei nehmen die Teilnehmenden vielversprechende Fokusthemen in den Blick, die in den nächsten Jahren oder auch in fernerer Zukunft für LAPP relevant werden könnten. Zu Themen, die von den Expert:innen als relevant bewertet worden sind, werden explizit Projekte ins Leben gerufen. Das können Forschungsprojekte (intern oder auch extern mit Partner:innen) sein, bilaterale Kooperationen mit wissenschaftlichen Expert:innen weltweit oder sogenannte Tech Councils. Hinter diesem Format verbergen sich globale Experten-Teams, die sich intensiv mit dem technologischen Feld sowie den technischen Herausforderungen auseinandersetzen und Fragen in Bezug auf mögliche Regulierungen oder zu potenziellen Kooperationspartnern klären.

Das Bild zeigt eine Illustration mit einer Weltkarte um das Tech Radar von LAPP zu veranschaulichen.
Das Tech Radar von LAPP

Zwischen den jährlichen Tech Radar Meetings herrscht keineswegs Funkstille in Bezug auf das übergeordnete Technologie-Scouting. Hier hat sich LAPP über die Jahre ein erstklassiges Netzwerk aufgebaut, um keine relevanten Hinweise zu neuen Markt- und Technologietrends zu verpassen. Zum einen durch den hauseigenen Technologiebeirat. Dieser setzt sich aus vier renommierten Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen zusammen und tauscht sich regelmäßig mit dem obersten Führungskreis und den technischen Expert:innen über Technologietrends aus. Zum anderen sind Mitarbeitende von LAPP in relevanten Verbänden und Normungsgremien vertreten und bekommen dort aus erster Hand mit, inwiefern sich technologische Trends entwickeln und welche Technologien perspektivisch in konkrete Produkte überführt werden. So beobachtet und gestaltet Dr. Susanne Krichel in ihrer Rolle als Chair der VDMA Wireless Communications for Machines Arbeitsgruppe beispielsweise das Thema „Funk in der Automatisierungstechnik“ aktiv mit.

Auf diesem Weg wird sichergestellt, dass Megatrends wie etwa die „All electric society“ oder Nachhaltigkeit zuverlässig identifiziert werden.

Von dringend bis langfristig

Resultat des jährlichen Tech Radar Meetings ist eine klare Priorisierung der relevanten Technologiefelder in drei Kategorien: ACT, SCREEN und FOLLOW:

  1. ACT („Heute handeln“ | aktive Projekte & Produktentwicklung)
  2. SCREEN („Heute für morgen Screenen“ | Aktives Screening & Forschung)
  3. FOLLOW („Heute schon für die Zukunft folgen“ | Vorausschau & Verfolgung von Trends / Trendverschiebungen)

Technologiethemen wie Gleichstromtechnik (DC) und Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) sowie Ladetechnologien, die mit „ACT“ bewertet worden sind und somit unmittelbaren Handlungsbedarf für LAPP haben, werden intensiv diskutiert und neue Projekte dazu gestartet. Technologiethemen, die in die Kategorie „SCREEN“ fallen, sind Themen, die in wenigen Jahren zu Produktideen führen könnten. Hier loten die Expert:innen von LAPP aus, welche Handlungsoptionen es gibt. Bei Technologiefeldern mit der Bewertung „FOLLOW“, wie z.B. Printed Electronics, ist noch nicht klar, welche Bedeutung sie zukünftig für LAPP haben könnten. Alle diese Technologiefelder werden in Form einer Technologie-Roadmap mit den technologischen Meilensteinen aufgearbeitet. Darin gibt es drei Zeithorizonte (ein bis drei Jahre, drei bis fünf Jahre sowie mehr als fünf Jahre). Hier finden sich nicht nur die relevanten Technologien für das Technologiefeld wieder, sondern auch Technologien, die außerhalb von LAPP intensiv diskutiert werden, z.B. zum Technologiefeld „Wireless Data“ auch die 5G Technologie. Das hilft LAPP immer wieder, die Entwicklungen außerhalb des eigenen Geschäftsfeldes präsent zu haben.

„Alle für uns relevanten Themen zu identifizieren, ist eine Herausforderung, der wir uns jedes Jahr wieder stellen und die wir bisher erfolgreich meistern“, sagt Freya Stonawski, verantwortlich für das Global Innovation Management bei LAPP. Dass kein wichtiges Thema aus den Augen verloren oder grundsätzlich verpasst wird, verdankt das Team auch seinem internen Netzwerk aus Key Account Manager:innen und Vertriebsexpert:innen, die für LAPP an vorderster Front beim Kunden stehen und dessen Entwicklungen beobachten und kennen. Aber auch den externen Partner:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft.

Am Puls der Zeit

Neben den unmittelbaren technischen Entwicklungen und Trends, welche sich schon länger abzeichnen und bereits in den F&E-Abteilungen der Industrie gut bekannt sind, sorgt der Technologie-Früherkennungs-Prozess auch immer wieder für die Identifikation ganz neuer Schlagwörter aus den unterschiedlichsten Bereichen.

Freya Stonawski, Global Innovation Management bei LAPP

Ein aktuelles Buzzword ist das Metaverse, in dem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg den Nachfolger des Internet sieht. Oder Technologien rund um Flüssiggas, das sich aufgrund politischer Krisensituationen plötzlich auf die Tagesordnung drängen. Was diese Themen für LAPP bedeuten, kann derzeit niemand mit Gewissheit sagen. Klar ist aber, dass man sie im Auge behalten muss. Susanne Krichel: „Deshalb gehe ich stark davon aus, dass diese Themen im kommenden Tech-Radar auftauchen werden, da wir sie jetzt schon intensiv diskutieren.“

Videobild „Gespannt wie Innovation bei LAPP funktioniert?“

Video: © LAPP: Gespannt wie Innovation bei LAPP funktioniert?