Was bedeutet psychische Gesundheit?
Laut der Weltgesundheitsorganisation versteht man unter psychischer Gesundheit einen „Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann“.1 Durch die Corona-Pandemie kommt es aufgrund vieler äußerer Umstände dazu, dass dieser Zustand des Wohlbefindens aus dem Gleichgewicht gerät. Dauerbelastungen, wie die Kinderbetreuung zu Hause, finanzielle Herausforderungen und die gesundheitliche Sorge um ältere und kranke Angehörige, sorgen für einen psychischen Ausnahmezustand. Hält dieser Zustand längerfristig an, kann er sich je nach individuellem Stresslevel und Disposition stark auf die psychische Gesundheit einer Person auswirken.
Generell wächst der Anteil psychischer Erkrankungen. Heute sind sie die zweithäufigste Diagnosegruppe bei Krankschreibungen oder Arbeitsunfähigkeit.2 In Deutschland sind jedes Jahr etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen.3
Was hat die psychische Gesundheit mit der Corona-Pandemie zu tun?
Durch das längerfristige Arbeiten im Homeoffice und die damit einhergehende schwimmende Grenze zwischen Berufs- und Privatleben kann sich eine bisher ausgewogene Work-Life-Balance leicht negativ entwickeln. In einer Studie der TU Chemnitz und der Techniker Krankenkasse während des ersten pandemiebedingten Lockdowns im Frühjahr 2020 gaben 60% der Befragten an, dass es im Homeoffice keine klare Abgrenzung zum Arbeitsleben gibt. Jeder Vierte empfand das als belastend.4 Obwohl kein Anstieg an Ausfällen aufgrund psychischer Gründe verzeichnet ist, stieg insbesondere bei Frauen, die im Homeoffice arbeiten, die emotionale Erschöpfung beim Konflikt zwischen Arbeits- und Privatleben während der Lockdown-Phasen in der Pandemie.5
Warum Führungskräfte eine entscheidende Rolle spielen:
Bei der Arbeit auf Distanz, in denen die Kommunikation größtenteils nur über Telefonate, Video-Konferenzen oder Chat erfolgt, ist es umso wichtiger, die Faktoren für ein Gemeinschaftsgefühl auch über die Distanz hinweg zu erhöhen. Aus Sicht der Wissenschaft und Praxis spielen Führungskräfte dabei eine entscheidende Rolle, wenn es um die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden eines Unternehmens geht. Zusätzlich tragen sie im Rahmen des Arbeitsschutzes die Fürsorgepflicht und haben durch das persönliche Führungsverhalten direkten Einfluss auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden.6
Was können Führungskräfte tun?
- Aufmerksam beobachten!
Ändert sich das soziale Verhalten, die Leistung oder die Arbeitsqualität der Mitarbeitenden? - Interesse an der persönlichen Situation der Mitarbeitenden zeigen!
Den Dialog suchen, nach dem persönlichen Befinden erkundigen – und dabei aufmerksam zuhören. - Gemeinsame Abstimmungstermine mit jedem einzelnen Mitarbeitenden fördern die Wahrnehmung und Wertschätzung.
- Gegebenenfalls psychische Belastungsfaktoren, wie zu hohe Arbeitsanforderungen oder starken zeitlichen Druck, reduzieren.
- Vertrauen aufbauen und für ausreichend Handlungsspielräume sorgen sowie Kontrollmöglichkeiten über die geleistete Arbeit zur Verfügung stellen.
- Gesunde Selbstführung vorleben und Vorbild sein.7
Stimmungen erfassen und Vertrauen aufbauen
Um auch langfristig ein Gefühl für die Stimmungslage innerhalb des Teams und bei einzelnen Mitarbeitenden zu bekommen sowie gegebenenfalls Veränderungen zu bemerken, kann in Meetings hin und wieder die Stimmung durch ein Moodboard abgefragt werden. Dabei handelt es sich um eine grafische Darstellung verschiedener Gefühlslagen – die Art der abgebildeten Emotionen oder Einstellungen variiert. Empfehlenswert sind Begriffsspektren von „motiviert“, „gut gelaunt“, über „müde“ oder „genervt“ bis hin zu „ausgelaugt“. Die Mitarbeitenden werden in der Gruppe dann aufgefordert, ihre jeweilige Gemütslage einzuschätzen – das kann auch anonym erfolgen, da viele digitale Meetingtools die Möglichkeit bieten, dass alle Teilnehmenden etwas in einem Dokument markieren. Dennoch sollte dieses Moodboard die Mitarbeiter:innen dazu anhalten, ehrliche Antworten zu geben und nicht den Eindruck vermitteln, dass zu viel persönliches in der Runde preisgegeben werden muss. Je nach Teamgefüge lassen sich auch Abwandlungen, wie beispielsweise in Emoticons oder über Abstrakteres, wie Wetterlagen „sonnig“, „wolkig“, „trüb“ oder „stürmisch“ einsetzen.
Bei allen Hilfestellungen und Möglichkeiten ist es jedoch auch wichtig, als Führungskraft selbst mit gutem Beispiel voran zu gehen. Denn um die eigene psychische Gesundheit im Blick zu behalten, ist eine regelmäßige Selbstreflektion nötig, wie es um die eigene Work-Life-Balance steht. Um Führungskräfte darin zu unterstützen, sind wiederum die Arbeitgeber gefragt. Bei LAPP ist daher die Stärkung der Selbstverantwortung und -reflektion in jedem Personalentwicklungsangebot für Führungskräfte ein fester Bestandteil.
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