LAPP? Das sind doch die mit den ÖLFLEX Steuerleitungen, oder? So hört man es von vielen Kunden und es stimmt ja auch: LAPP ist groß geworden in den Fabriken, überall wo gesteuert oder automatisiert wird. Aber heute ist LAPP viel mehr – vor allem die Aktivitäten in den erneuerbaren Energien haben erheblich zugenommen und damit das Projektgeschäft. Wind- oder Solarparks sind Einzelvorhaben, die vom Projektentwickler für den Standort maßgeschneidert werden, die Komponenten werden über Ausschreibungen beschafft. LAPP ist in diesen Ausschreibungen sehr erfolgreich, vor allem wegen seiner überlegenen Logistik mit Just-in-Time-Lieferung auf die Minute an die Baustelle.
Wie wichtig das ist, zeigt der Windpark Lübbenow in Brandenburg. Dort hatte der Bauherr eigens einen Kran gemietet, um die vier Tonnen schweren Kabeltrommeln mit den Mittelspannungs-Erdkabeln vom LKW zu hieven. Jede Kran-Minute kostet bares Geld, weshalb LAPP sicherstellte, dass die Kabel zum vereinbarten Ladetermin auf der Baustelle ankamen.
Auch den Windpark in Gaildorf nahe Schwäbisch Hall hat LAPP just in time beliefert. Seit 2017 drehen sich dort vier riesige Rotoren und ernten die Energie aus dem Wind, der über die Limburger Berge pfeift. 3,4 Megawatt leistet jedes Windrad und erzeugt mehr als 10 Gigawattstunden Energie pro Jahr, damit versorgt es etwa 5000 Haushalte. Eine Besonderheit sind die Wasserbassins im Fundament, die als Pumpspeicher arbeiten und Energie auch bei Flaute bereit stellen. 100 Kabeltrommeln hat LAPP geliefert. Dazu hat das Projektteam von LAPP je zwei Container an jedes Windrad gestellt: Im ersten warteten die vollen Kabeltrommeln auf ihren Einsatz, im zweiten wurden die leeren Trommeln gesammelt und regelmäßig abtransportiert. Alles erfolgte just in time.
Nicht zu früh, nicht zu spät
Die Wettbewerber machten es sich einfacher, sie lieferten alle Kabel auf einmal vor Baubeginn. „Da stehen dann plötzlich zehn LKW auf der Baustelle und der Bauherr weiß nicht, wohin mit den vielen Kabeln“, sagt Ralph Bönnemann, bei LAPP fürs Projektgeschäft zuständig. LAPP dagegen liefert die Kabel dagegen genau dann, wenn sie gebraucht werden – nicht früher und nicht später.
Bönnemanns Abteilung fürs Projektgeschäft gibt es seit fünf Jahren. Seitdem ist der Umsatz stark gewachsen. 2019 gab es eine Delle, weil neue Windkraftprojekte kaum noch genehmigt wurden, doch jetzt gehe es dank beschleunigter Genehmigungsverfahren wieder aufwärts. Bei der Solarenergie ist die Nachfrage ungebrochen. Gerade rüstet LAPP den Solarpark Schornhof in Berg im Gau in Bayern aus, der mit seiner Leistung von 120 Megawatt an sonnigen Tagen alle 30.000 Haushalte des Landkreises versorgen kann. Im Ausland, etwa in Portugal oder Spanien, boomen Projekte ohnehin. Bönnemann ist zwar nur für Vorhaben in Deutschland zuständig, doch im europäischen Ausland sind oft deutsche Firmen beteiligt, an die LAPP die Kabel liefert.
Batterie fürs Stromnetz
Um das Projektgeschäft besser bedienen zu können, hat LAPP seine Logistik neu organisiert. Erd- und Mittelspannungskabel kommen aus dem neuen Logistikzentrum in Polen. Dort lagern vorwiegend Standardprodukte in großen Kabeltrommeln, die zum Teil fast drei Meter Durchmesser haben. Es gibt aber auch kleinere Projekte, wo Niederspannungskabel gebraucht werden. Zum Beispiel im Projekt „EEBatt – Dezentrale stationäre Batteriespeicher“ unter der Leitung der Technischen Universität München. Die Partner haben in Moosham einen Batteriespeicher gebaut, der 200 Kilowattstunden speichern und mit einer maximalen Leistung von 250 Kilowatt wieder ins Netz speisen kann. Dort hat LAPP hochwertige Kabel des Typs H07RN-F (erweiterte Version) geliefert, die im Gleichspannungsteil bis zur ersten Sicherung zum Einsatz kommen und besonders sicher sind. Würde es direkt an den Zellen zu einem Kurzschluss kommen, entstünde ein Lichtbogen, der umliegende Teile in Brand stecken und den Container zerstören könnte.
Nur noch Ökostrom
LAPP beliefert aber nicht nur Solar- und Windparks oder engagiert sich in Entwicklungsprojekten für Energiespeicher wie in Moosham, es bezieht selbst auch Ökostrom – seit 2018 in Deutschland sogar zu hundert Prozent. Matthias Lapp hatte sich damals bei der Ausschreibung eines neuen Stromlieferanten für das Angebot eines Ökostrom-Anbieters entschieden. Bei der Neuausschreibung im Mai 2020 wurde von vornherein nur Strom aus erneuerbaren Quellen angefragt, und das soll auch in Zukunft so bleiben, auch wenn die Energie etwas teurer ist. Dass das keine Peanuts sind, zeigt der Blick auf die Stromrechnung von LAPP. Die beläuft sich in Deutschland auf 1,3 Millionen Euro pro Jahr, wobei knapp die Hälfte in der Produktion verbraucht wird. „Der Klimaschutz ist es uns wert“, so Matthias Lapp.
Video: Das LAPP Projekt-Team – CREATE NETWORKS