Wofür braucht man Rohrverseiler?
Joachim: In Rohrverseilern werden die Einzeladern zu einem Aderverbund verseilt. Das heißt: In einem durch die Achse der Maschine geführten Kernmaterial werden weitere Adern oder Aderbündel in mehreren Lagen herumgewunden. Der Aufbau richtet sich nach der gewünschten Spezifikation des jeweiligen Kabeltyps oder des Verwendungszwecks.
Warum wurde ein neuer Rohrverseiler bei LAPP benötigt?
Joachim: Der neue Rohrverseiler ist nötig, um unseren Output von mehr als 35.000 Kilometern pro Jahr, gemäß unserer Strategie 2027, im Kabelwerk zu erreichen. Damit steigern wir unsere bisherige Kapazität im Bereich der Verseilung enorm. Kurzum: er macht uns dank neuester Technologie noch viel leistungsfähiger, effizienter und steigert die Ausbringungsmenge an Verseilprodukten erheblich.
Wie sieht so eine Anlage aus?
Joachim: Der neue Rohrverseiler im Stuttgarter Kabelwerk ist knapp 50 Meter lang und sieht ein bisschen aus wie eine orangefarbene liegende Rakete. Es ist die größte und modernste Maschine ihrer Art, für den Einbau wurden über 200 Kubikmeter Beton ausgehoben.
Worin liegt der größte Nutzen des neuen Rohrverseilers?
Joachim: Der neue Rohrverseiler ist besonders leistungsstark. Die maximale Drehzahl beträgt 700 Umdrehungen pro Minute. Damit ist er zehn Mal schneller als die bestehenden Rohrverseiler. Entsprechend mehr Kabel können damit auch gefertigt werden. Statt bisher maximal 32 Meter pro Minute spuckt der Rohrverseiler nun bis zu 150 Meter verseilte Kabel pro Minute aus. Natürlich wird der ganze Prozess digital kontrolliert: 13 integrierte Kameras überwachen die Steuerung über ProfiNet. Und dank pneumatischem Einspannen und Lösen der Spule sowie einer automatischen Nachfüllung des Talkums ist der neue Rohrverseiler sehr effizient. Selbstverständlich haben wir bei dieser Investition auch auf Nachhaltigkeit geachtet. So ist der Hauptantriebsmotor für den Rohr- und Doppelscheibenabzug wassergekühlt und dient als Vorbereitung für die Wärmerückgewinnung.
Welche Veränderungen gibt es sonst noch am Standort, was ist noch geplant?
Joachim: Im Rahmen der Strategie 2027 werden wir im Stuttgarter Kabelwerk einen Mehr-Output von über 70 Prozent erzielen – der Rohrverseiler ist dafür ein maßgeblicher Baustein. Darüber hinaus wird er uns ermöglichen, unser Portfolio um ‚hochwertigere‘ Kabel zu erweitern. Zusätzlich sind noch weitere Prozess-Optimierungen im gesamten Kabelwerk sowie Investitionen in neue Anlagen, beispielsweise einer neuen Extrusionsanlage und neuen, optimierten Transportsystemen vorgesehen. Um erfolgreich in einem Hochlohnland produzieren zu können, müssen wir in Digitalisierung und Automatisierung investieren.