Beim Wort Goldrausch denken viele an den großen kalifornischen Goldrausch zwischen 1848 und 1854, bei dem hunderttausende Menschen ihr Glück suchten und nur wenige es fanden. An einen Goldrausch im Apuseni-Gebirge erinnert sich vermutlich niemand, dabei liegt die Region näher, als man meint. Die Apusen sind ein fast kreisförmiger Gebirgszug mit 150 Kilometern Durchmesser in den Westkarpaten im Westen Rumäniens. Die Apusen zählen zu den goldreichsten Regionen in Europa, schon die Römer haben hier das edle Metall abgebaut. Bis heute gibt es dort große Vorkommen, die aber kaum geschöpft werden.
Die alte Tradition möchte ein junges Unternehmen wiederbeleben, dessen Name Programm ist: Goldrush Mining. Das Start-up hat sich dazu verpflichtet, Gold mit modernen Methoden und ohne Schäden für die Umwelt zu gewinnen, also ganz ohne Einsatz von Chemie. Mit den elenden Arbeitsbedingungen der Pioniere, die nur ausgerüstet mit einem Sieb die Nuggets aus dem Flusswasser wuschen, hat die Goldgewinnung heute nichts mehr zu tun. Stattdessen sollen große Maschinen die kleinen Goldpartikel aus den Flussbetten fördern und von Sand und Kiesel abtrennen. Auch die schwere Umweltzerstörung durch Cyanidlaugung oder Einsatz von Quecksilber, die man aus anderen Regionen der Erde kennt, will die neue Technik vermeiden. Ein internationales Expertenteam hat dazu für das junge Unternehmen eine neue Maschinengeneration entwickelt.
Schwerkraft statt Chemie
Der Prozess soll hochautomatisiert ablaufen. Er basiert allein darauf, dass sich das schwere Gold von leichteren Komponenten durch die Schwerkraft oder in Filtern trennt, also rein mechanisch. Das Schwemmgut im Fluss wird mit Tauchpumpen auf Hydraulikbaggern aus dem Uferbereich gesaugt und in einer Waschanlage gereinigt. Das vorgewaschene Erz durchläuft ein geneigtes Rütteldeck, das Sand und Kies abtrennt und wieder in den Fluss leitet. Ein Schleusenkasten fängt die Goldklumpen auf, feinere Bestandteile kommen in einen Trenner mit vibrierenden Polyurethan-Sieben. Weiter geht es in eine Zentrifuge. Die feinsten Stäube werden zum Schluss auf einem vibrierenden Tisch gefiltert, der Gold in Mikrometergöße abscheidet.
Die erste der 15 geplanten Maschinen ist derzeit im Aufbau, sie ist ein Prototyp, der unter widrigsten Bedingungen arbeitet: Kälte, Hitze, Staub, Vibrationen. Das müssen auch die elektrischen Verbindungssysteme aushalten. Die kommen von LAPP: Hunderte Meter Leistungs- und Steuerkabel stecken in der Maschine, außerdem Datenleitungen, modulare Steckverbinder, Kabelverschraubungen, Schutzschläuche und Beschriftungen.
Begonnen hatte die Zusammenarbeit mit einer Anfrage von Goldrush Mining an LAPP für flüssigkeitsdichte Metallrohre, in denen Kabel verlegt werden sollten. Alexandru Riza, Business Developer Manager von LAPP in Rumänien, hakte nach und fand heraus, dass Goldrush Mining riesige Anlagen zur Goldgewinnung bauen möchte, die in fünf Teile zerlegt auf der Straße transportiert werden. Der potenzielle Kunde benötigte ein komplettes System für die elektrischen Verbindungen für Strom, Signale und Daten. Die Goldsortieranlage solle 500 Tonnen Kieselsteine und Sand in einer Stunde „fressen“, teilte man Riza mit.
Geduld und Diplomatie
Dann wurde es kompliziert. Wegen der Pandemie brauchte es viele Telefonate, Mails und Bilder, um die genauen Anforderungen einzuschätzen. „Goldrush Mining war ein herausfordernder Kunde. Wenn etwas unklar war, telefonierten wir stets, häufig auch noch spät in der Nacht, wenn es eilig war“, sagt Riza. „Da war viel Geduld und Diplomatie nötig.“ Gemeinsam mit dem Produktmanager Dan Ciortea hat Riza alle technischen Lösungen ausgearbeitet. Ausgehend vom Nennstrom oder der Nennleistung der Verbraucher oder der Art der Signale legten sie den Querschnitt der Kabel und die Art des Steckverbinders, das Gehäuse, die Kabelverschraubung und weitere Details fest. Um möglichst flexibel zu sein, entschieden sie sich überwiegend für modulare Steckverbinder. Für jede dieser Verbindungen musste geprüft werden, ob die flüssigkeitsdichten Metallrohre groß genug sind, um alle Kabel darin unterzubringen, und ob die Gewindeabmessungen mit den Rohrverschraubungen und dem Gehäuse übereinstimmen.
„Es war ein sehr schönes Projekt, das wir von Null an begleitet haben und bei dem wir unsere ganzen technischen Fähigkeiten einsetzen konnten“, sagt Dan Ciortea. Einmal mehr habe sich gezeigt, dass LAPP sich mit seinen kompletten Systemlösungen von den Mitbewerbern abheben könne. „Die Ingenieure von Goldrush Mining sind sehr zufrieden mit LAPP, weil wir ihnen wertvolle technische Unterstützung beim Engineering und der Auswahl der Verbindungssysteme gegeben haben“, sagt Alexandru Riza. „Inzwischen haben wir ein sehr gutes persönliches Vertrauensverhältnis aufgebaut.“
Video: © Goldrush Mining