LAPP

Dominik Schmalzried hat Innovation im Blut. Mit seinem Bruder Patrick war er mit dem Design einer revolutionär leichten PC-Gaming-Maus bereits in der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ – inzwischen ist die Maus ein heiß begehrtes Profi-Tool für kompetitive Spieler:innen. Heute lässt er bei LAPP, dem Stuttgarter Weltmarktführer für integrierte Lösungen im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie, seinen Innovationsdrang als Global Business Process Owner Digital Innovation einfließen. Dazu gehört auch, ein Ohr am Markt zu haben. Bei Vor-Ort-Besuchen berichteten ihm viele Kund:innen, sie hätten keinen Überblick über ihren Kabelbestand. Bei mindestens einem führte das bereits zu einem Stillstand in der Fertigung – und teuren Abschlagszahlungen. Dominik Schmalzried nahm das zum Anlass, eine schon länger bestehende Idee von LAPP wieder aufzugreifen: eine Kabeltrommel, die nicht nur die Entnahme von Kabellänge überwacht, sondern darüber hinaus automatisch Kabel nachbestellt, wenn eine definierte Mindestmenge unterschritten wird. Dieses System mit dem Namen „eKanban“ entwickelt LAPP jetzt in enger Abstimmung mit Kund:innen weiter, unter Federführung von Dominik Schmalzried und Mitwirkung von Manuel Richter, Global Business Process Owner Marketplace & Portals, und Dr. Patrick Olivan, Head of Business Development.

Wie macht man eine Kabeltrommel smart?

Zuerst musste die Frage der Technik geklärt werden. Im ersten Anlauf sollten Abstandssensoren Aufschluss geben, wie viel Kabel von einer Trommel entnommen wurden und wie viel noch verbleibt. Doch diese Methode erwies sich als zu ungenau. In der zweiten Version nutzte das Team einen Trägheits-Sensor, der die Umdrehungen der Trommel misst und daraus die entnommene Kabelmenge berechnet.
„Statt 10 bis 15 Prozent Ungenauigkeit liegen wir mit der neuen technischen Lösung bei einer Abweichung von maximal einem Prozent – das ist für den Anwendungszweck mehr als akzeptabel,“ so Dominik Schmalzried. Die Lösung ließ sich LAPP daher patentieren. Sie besteht aus dem erwähnten Rotationssensor an der Kabeltrommel oder der Achse und einem Display, das am Trommelregal angebracht ist. Beide Komponenten lassen sich einfach an bestehenden Kabelregalen und -trommeln nachrüsten.
Hinzu kommt eine Anbindung an digitale Systeme von LAPP. Schnittstellen zu ERP Systemen soll das LAPP eKanban im Zuge der Entwicklung zur Serienreife später ebenfalls bieten – nach dem Motto: Industrie 4.0 für das Kabelbestands-Management.

Automatische Nachbestellung für mehr Effizienz und Sicherheit

Anwender:innen können das System auf einem digitalen Dashboard konfigurieren und kontrollieren. Dort sehen sie stets den Füllstand ihrer Kabeltrommeln nahezu in Echtzeit. Zudem können sie einen Schwellenwert für automatische Bestellungen festlegen. Wenn das System an LAPP angebunden ist, kann der Bestelltermin flexibel eingerichtet werden: Das System misst, wie viel Kabellänge in einem bestimmten Zeitraum verbraucht wird. Es prüft zugleich auf der Seite von LAPP, wie lange eine Lieferung dauern wird. Durch einen Abgleich der Verbrauchs- und Lieferprognose-Daten kann das System dann die Nachbestellung so terminieren, dass Nachschub rechtzeitig da ist.
Dominik Schmalzried ist sich sicher, dass solche Lösungen bald die Regel werden: „Unternehmen erleben heute hochkompetitive Märkte und müssen daher auf höchstmögliche Effizienz setzen. Zudem sind sie auf maximale Prozess-Sicherheit angewiesen. Vernetzung und Automatisierung bieten hier großes Potenzial, weil sie ineffiziente manuelle und damit fehleranfällige Prozesse reduzieren. Und weil sie mehr Transparenz schaffen, die die Planbarkeit verbessert.“

Entwicklung nah am Markt und an den Kunden

Innovation bedeutet für LAPP: nah am Markt und an Kund:innen agieren. Das Unternehmen zeigte das „eKanban“-System daher schon früh auf Messen, um Feedback von potenziellen Anwender:innen zu erhalten. „Man weiß vorher nie, wie die Reaktionen ausfallen, und das kundenseitige Interesse für eine Innovation sollte frühestmöglich in der Entwicklung erprobt und validiert werden, um sicherzustellen, dass wir mit unseren Gedanken auf dem richtigen Weg sind“, erklärt Dominik Schmalzried. „In dem Fall aber war das ein voller Erfolg, einige Messebesucher:innen hätten das System am liebsten gleich in ihren Betrieb mitgenommen.“

In den nächsten Monaten wird LAPP die Lösung bei mehreren Pilotkund:innen testen. Bei ihrer Markteinführung soll sie ihr volles Verbesserungspotenzial schließlich zuverlässig ausspielen können: geringere Prozesskosten, effiziente Lagerhaltung und die Vermeidung von Produktions-Stillstand. Derweil denkt Dominik Schmalzried schon über die nächsten Innovationen bei LAPP nach: „Mit der mitdenkenden Kabeltrommel haben wir nicht das letzte Wort gesprochen, sondern nur das Fundament für weitere Innovationen gelegt.“