Darum geht’s: Kabelverschraubungen aus Messing enthalten in der Regel auch einen kleinen Bleianteil. Damit wird die Zerspanbarkeit verbessert. Allerdings gilt Blei als besorgniserregender Stoff und könnte früher oder später verboten werden. Das legt die europäische Richtlinie RoHS (Restriction of Hazardous Substances) fest. In der REACH-Chemikalienverordnung steht Blei zudem auf der Kandidatenliste der „Substances of very high concern“, die schon bald verboten werden könnten.
Was ist ROHS? Dabei handelt es sich um die Richtlinie 2011/65/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 8. Juni 2011 zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten. Besonders beschränkt werden darunter Kupferlegierungen mit einem Massenanteil von bis zu 4 Prozent Blei (derzeitige Ausnahme 6c in Anhang III der RoHS-Richtlinie). |
||
Was das Verbot bedeutet wurde in einem Projektteam erarbeitet. Die Entwicklung einer bleifreien Variante stellte LAPP vor große Herausforderungen. Bisher wurde für Messingprodukte zwischen zwei und vier Prozent Blei beigemengt, um die Zerspanbarkeit der Messinglegierungen zu verbessern. So wirkt Blei in Kupferlegierungen als Spanbrecher und Schmiermittel. Durch die geringere Materialhärte lässt sich die Verschraubung schneller und einfacher bearbeiten.
Was ist REACH? REACH ist die Europäische Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe. Darin wird definiert, dass Hersteller, Importeure und Anwender die Verantwortung die Verantwortung für ihre Chemikalien übernehmen müssen. Sie müssen garantieren, dass Chemikalien, die sie herstellen und in Verkehr bringen, sicher verwendet werden. Für die Nutzung von Chemikalien gibt es ein detailliertes Regelwerk. Unter anderem steht auch Blei als einer der Stoffe auf der Liste der für eine Zulassung in Frage kommenden besonders besorgniserregenden Stoffe (SHVC-Liste). |
||
Eine Alternative musste her: LAPP hat hierfür unterschiedliche bleifreie Legierungen untersucht. Dazu gehörten Tests in der Fertigung, um die Prozesssicherheit und die Tauglichkeit der Werkzeuge sicherzustellen. Schließlich wurde ein Werkstoff gefunden, der sehr zufriedenstellende Ergebnisse bei der Herstellung der Zwischenstutzen und Hutmuttern für die Kabelverschraubungen liefert. Trotzdem waren aufwändige Prozessanpassungen notwendig. Hierfür mussten teils neue Werkzeuge angeschafft werden. Außerdem ist das Materialmanagement und insbesondere das Spänemanagement sehr aufwändig, da LAPP aktuell noch beide Varianten – mit Blei und bleifrei – im Portfolio hat.
Aber der Erfolg macht Mut. Sowohl das Labor von LAPP sowie externe Prüfinstitute haben bestätigt, dass die Eigenschaften der Produkte vergleichbar sind mit den aktuellen Varianten. Das gilt für die mechanischen Eigenschaften, die Korrosionsbeständigkeit sowie die EMV-Eigenschaften. Auch erfüllen die bleifreien Varianten die Schutzart IP 68.
Video: Bleifreie Kabelverschraubungen von SKINTOP®
Zum Start gibt es die gängigsten Kabelverschraubungen von LAPP auch in einer bleifreien Variante. Zu den ersten Produkten gehören die Modelle SKINTOP® MS-M und MS-SC-M sowie die Gegenmutter SKINDICHT® SM-M. Alle diese Varianten sind in den metrischen Größen M12 bis M63 sofort lieferbar. Schrittweise werden weitere Produktgruppen um bleifreie Varianten ergänzt.
Anwender, die trotzdem noch die bleihaltige Kabelverschraubungen verwenden, müssen sich keine Sorgen machen. Die Standard-Messingverschraubungen von LAPP sind mit einer Nickelschicht veredelt. Somit kommt der Anwender mit der Messinglegierung selbst gar nicht in Kontakt. Auch mit Trinkwasser kommen die Verschraubungen nicht in Berührung. „Von unseren Kabelverschraubungen selbst, die einen geringen Bleianteil enthalten, geht keine Gefahr für die Anwender aus. Uns ist aber dennoch wichtig, den gesamten Materialkreislauf zu beeinflussen und dahingehend zu wirken, dass Blei künftig aus der gesamten Wertschöpfungskette verbannt werden kann“, betont Lisa Schlingmann.
Das kommt auch bei den Anwendern an. „In den ersten Wochen haben wir vielfach erlebt, dass es für unsere Kunden eine Rolle spielt, und sie darauf gewartet haben, bis einer den ersten Schritt macht und endlich eine bleifreie Variante präsentiert,“ freut sich Lisa Schlingmann.